18. Mai 2018

'Mordsfinale. Ostfrieslandkrimi' von Ulrike Busch

Kindle Edition | Tolino | Taschenbuch
Ein mysteriöser Todesfall sorgt im idyllischen Greetsiel für Schlagzeilen. In der Seniorenresidenz „Haus Friesenglück“ wird eine ältere Dame leblos in der Badewanne aufgefunden. Ein Föhn lag im Wasser, und schnell diagnostiziert der Arzt des Hauses Selbstmord. Doch es gibt viele Unstimmigkeiten, Fenna Stern und Tammo Anders von der Kripo Greetsiel ermitteln.

Schon bald finden sie heraus: Es war nicht der erste rätselhafte Tod im „Friesenglück“. Immer mehr Indizien deuten auf Mord, doch wer hat ein Motiv? Spielt eine der Seniorenbegleiterinnen Schicksal? Oder steckt gar Seniorenheim-Besitzer Pinkas von Finkenstein dahinter? Das neuere und luxuriösere „Friesenglück“ ist eine unerwünschte Konkurrenz für seine „Residenz Frisia“. Die Kommissare haben keine Zeit zu verlieren, denn niemand weiß, wann der nächste Mord geschieht.

Band 5 der Ostfriesland-Krimireihe ‚Kriop Greetsiel ermittelt‘

Leseprobe:
Hilke wurde in einem Nebenraum bewacht, während Eggo Katt im Verhörzimmer Platz nahm. Der Bericht von Gerhild Linnenbrügger war inzwischen in der Mailbox beider Ermittler eingetroffen. Sie überflogen ihn, dann gingen sie in den Verhörraum. Ein anderer Kollege hatte bereits mit Katt die Formalitäten erledigt, sodass sie gleich mit der Befragung beginnen konnten.
»Herr Doktor Katt.« Fenna nahm den Verdächtigen ins Visier. »Sie haben zweimal eine Todesursache attestiert, die so weit von der Wahrheit entfernt ist wie die Amöbe vom Homo sapiens. Wie erklären Sie sich selbst und wie erklären Sie uns, wie das passieren konnte?«
Katt gab sich völlig verblüfft. »Wieso zweimal? Bei Frau Niemeyer sind Sie zu einem anderen Schluss gekommen als ich. Die Frau Kollegin aus der Rechtsmedizin hatte aber auch eindeutig bessere Chancen als ich, sich über die Todesursache Gewissheit zu verschaffen.«
Der feuchte Film auf der Oberlippe des Arztes signalisierte der Kommissarin, dass der Mann sich durchaus seiner heiklen Situation bewusst war. Sie durfte jetzt nicht lockerlassen. Es war vorauszusehen, dass sie mit ihm ein leichtes Spiel haben würden. Ohne Zweifel war Katt einer Konfrontation mit der Kripo nicht gewachsen. »Ich weise Sie nochmals darauf hin, dass Sie einen vermeintlichen Suizid, den Sie für einen echten hielten, gegen die Vorschriften nicht bei der Polizei gemeldet haben.«
Katt wand sich. »Ich habe Ihnen doch schon erklärt, was ein Selbstmord für den Ruf des Hauses bedeutet hätte.«
»Was glauben Sie«, mischte Tammo sich ein, »was es für den Ruf des Hauses bedeuten wird, wenn die Tageszeitungen demnächst bundesweit von zwei Fällen berichten werden, bei denen Sie natürliche Todesursachen attestiert haben, die aber schlicht und ergreifend unter die Rubrik Mord fallen?«
»Da wird sich so manch ein Leser und manch ein potenzieller Interessent der Wohnanlage dieselbe Frage stellen, wie wir: Welche Rolle spielte der Arzt vom Haus Friesenglück bei diesen Morden?«
»Hören Sie.« Katt wand sich auf seinem Stuhl. Endlich knickte er ein. »Mir ist kürzlich etwas passiert, was niemals hätte passieren dürfen.« Seine Miene wirkte zerknirscht.
Fenna schenkte Wasser in ein Glas und reichte es ihm. »Dann erzählen Sie mal.«
Katt berichtete von dem Medikamentenschrank, den er offengelassen hatte, als er zu der Notfallpatientin gerufen wurde. »Leider hatte ich auch die Terrassentür nicht verschlossen und als ich zurückkam ...« Er sah Fenna flehentlich an, doch sie erlöste ihn nicht.
»Nun?«, drängelte Tammo. »Was war, als Sie zurückkamen?«
»Es fehlte ein Medikament. Eine Packung mit hundert Insulintabletten.«
»Wem haben Sie das gemeldet?«, fragte die Kommissarin.
»Gemeldet?« Katt guckte sie an, als hätte sie gerade von ihm erwartet, dass er den Verlust eines Täfelchens Traubenzucker bei der Kriminalpolizei angezeigt hätte. »Niemandem.«
»Sind sie nicht auf die Idee gekommen, dass mit dem Medikament Missbrauch getrieben werden könnte?«
Katt zuckte mit den Schultern.
Fenna nagelte ihn mit ihren Blicken fest. »In welcher Beziehung stehen Sie zu Frau Ukena?«
Die Hände des Arztes suchten nach irgendetwas, womit sie sich beschäftigen konnten. Sie umklammerten schließlich das Wasserglas.
»Es ist besser, Sie sagen uns gleich die Wahrheit«, warf Tammo ihm zu. »Wir finden sie sowieso heraus.«
Katt guckte ihn verstohlen an. »Sie ahnen es doch schon.« Er rutschte auf seinem Stuhl herum. »Hilke ... Frau Ukena und ich, wir sind ein Paar.«
»Seit wann?«
»Seit sie das erste Mal zu einem Gespräch in meine Praxis kam. Sie hat sich in ihrer Eigenschaft als Seniorenbegleiterin bei mir vorgestellt. Da ja zu erwarten war, dass sie im Rahmen dieser Tätigkeit gelegentlich Bewohner unseres Hauses zur Sprechstunde begleiten würde, wollte sie mich einmal unter vier Augen sprechen, um ein Vertrauensverhältnis zwischen uns aufzubauen.«
»Das mit dem Vertrauensverhältnis ist Ihnen dann offensichtlich perfekt gelungen«, meinte Tammo.
Katt zuckte mit den Schultern. »Wo die Liebe hinfällt ...«
»Hat Frau Ukena freien Zugang zu Ihrer Praxis?«
Eggo Katts Gesicht verschloss sich. »Ich habe es Ihnen doch bereits erzählt: Meine Praxis ist immer verschlossen. Nur ich habe den Schlüssel. Ohne mich kommt niemand hinein.«
Tammo lehnte sich weit über den Tisch. »Wie man gesehen hat, als die Packung Insulintabletten verschwand.«
Katt verbarg sein Gesicht in den Händen.
»Herr Doktor Katt.« Fenna versuchte es in mütterlichem Ton. »Kann es sein, dass Frau Ukena die Packung entwendet hat?«
Der Arzt wich ihrem Blick aus. Er bewegte den Kopf in alle Richtungen. Ob es ein Nicken oder ein Kopfschütteln sein sollte, war nicht zu erkennen. Vermutlich war es einfach nur ein Ausdruck der Verzweiflung und Hilflosigkeit. »Sie war an dem Abend bei mir, aber sie hat meine Praxis verlassen, als ich zu dem Notfall gerufen wurde.«
»Kann sie zurückgekommen sein?«
»Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
»Halten Sie Hilke Ukena für fähig, Ilse Büttner und Marga Niemeyer getötet zu haben?«
Erschrocken blickte Katt die Kommissarin an. »Sie ist meine Lebensgefährtin!«
Fenna atmete durch und schaltete das Aufnahmegerät aus. »Wir beenden das Gespräch für heute. Wir werden uns jetzt noch mit Frau Ukena unterhalten.«
Ein uniformierter Kollege führte Katt in einen anderen Raum und brachte anschließend Hilke Ukena ins Verhörzimmer. Die Ermittler klärten sie über ihre Rechte auf und Fenna sagte ihr ihre Vermutung auf den Kopf zu.
»Frau Ukena, Sie stehen im Verdacht, aus dem Medikamentenschrank in Doktor Katts Praxis eine Packung mit hundert Insulintabletten entwendet zu haben.«
Hilke reagierte unerwartet aggressiv. »Hat Eggo das etwa behauptet? Dann soll er es mir ins Gesicht sagen.«
»Sie bestreiten, dass Sie das Medikament an sich genommen haben?«
Hilkes Lippen wurden schmal und Fenna merkte, dass die Seniorenbegleiterin den Tränen nah war. »Wenn ich das geahnt hätte«, presste sie hervor, »hätte ich mich niemals, niemals im Leben bereit erklärt, mich für Senioren zu engagieren.«
Fenna schwieg und beobachtete ihr Gegenüber. Wäre Hilke fähig, ältere Menschen heimtückisch mit Medikamenten zu töten? Wäre sie dazu in der Lage, eine hilflose Frau in der Badewanne zu ertränken? War sie ein barmherziger Engel, eine Mutter Theresa, oder war sie eine Blenderin, die sich als Herrscherin über Leben und Tod aufspielte?
Hilke hatte während der Gesprächspause, die sich eingestellt hatte, wieder zu sich gefunden. »Wissen Sie, wenn Sie mich verhaften wollen, dann tun Sie das. Aber wundern Sie sich nicht, wenn es weitere Tote gibt.«
War Hilke Ukenas Gelassenheit Ausdruck ihrer inneren Sicherheit, die auf dem Wissen basierte, dass sie schuldlos war, oder war es ein Beweis ihrer Eiseskälte und Erbarmungslosigkeit?
Fenna warf Tammo einen verstohlenen Blick zu. An seiner skeptischen Miene erkannte sie, dass er genauso zwischen den Extremen schwankte wie sie.
»Mehr sage ich nicht. Nicht ohne Anwalt«, schob Hilke hinterher.
Fenna sah keine andere Möglichkeit. Im stummen Einverständnis mit Tammo beendete sie die Befragung. »Sie können jetzt nach Hause fahren. Aber bis auf Weiteres verlassen Sie die Krummhörn bitte nicht, ohne uns darüber zu informieren, wohin Sie gehen. Und, Frau Ukena ...« Fenna stockte.
»Ja?« Hilke sah sie herausfordernd an.
»Bitte halten Sie sich in der nächsten Zeit vom Haus Friesenglück fern. Lassen Sie Ihre Tätigkeit als Seniorenbegleiterin ruhen, bis wir den Fall Marga Niemeyer aufgeklärt haben. In Ihrem eigenen Interesse.«

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Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Ulrike Busch auf ihrer Website.

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