21. März 2018

'DER SERBE' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
»Der ist definitiv ertrunken. Die haben ihn noch lebend ins Wasser geworfen, dabei nicht mal seine Hände gefesselt.«

Die Aussage der Rechtsmedizinerin Karin Hollmann ist klar und deutlich. Sven Spelzer, mit dem sie schon den Serienmörder Pehling zur Strecke brachte, weiß von Anfang an, wen er für diesen Zeugenmord zur Verantwortung ziehen muss. Die Soko wurde gebildet, um den ›SERBEN‹, wie sie den Gewaltverbrecher nennen, nach Jahren der Erfolglosigkeit, endlich zur Strecke bringen zu können. Brutalster Drogen- und Menschenhandel wird ihm zur Last gelegt. Mögliche Belastungszeugen verschwinden meist spurlos.

Doch wer ist der unsichtbare Helfer im Hintergrund? Gibt es einen Maulwurf in den Reihen der Polizei?

Wieder werden die beiden Ermittler in einen Einsatz hineingezogen, der sie, wie schon im ersten Band dieser Reihe, an die Grenzen treibt. Als sie bereits an den sicheren Zugriff glauben, hat der Teufel längst die Falle gebaut.

Alle Thriller der Reihe sind zwar in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Doch der Spannungsbogen ist größer, wenn die Reihenfolge eingehalten wird. Bisher erschienen: 'Kalendermord - der erste Fall'.

Leseprobe:
- 1 -
Das Messer in der erhobenen Hand näherte sich unaufhaltsam, erzeugte einen bedrohlichen Schatten auf der schwach beleuchteten, feuchten Kellerwand. Der abbröckelnde Putz ließ diese Szene besonders schaurig erscheinen. Muffiger Geruch betäubte gleichzeitig die Sinne. Nichts konnte den Killer noch aufhalten, der sein Werk nun endgültig beenden wollte. Schlurfende Schritte erzeugten Gänsehaut, ließ den Körper des Opfers in Erwartung des tödlichen Stoßes erstarren. Das lange Messer drang in den Hals ein. Ein nervenzerfetzendes Knirschen entstand, als die Klinge die Nackenwirbel durchbohrte. Der Schmerz hielt nur kurz an, da die Nervenbahnen augenblicklich durchtrennt wurden.
Begleitet von einem Aufschrei schnellte Svens Oberkörper in die Höhe. Er stieß das Oberbett von sich, versuchte, sich zu orientieren. Der Schweißfilm, der sich auf seinem Körper gebildet hatte, durchnässte seinen Pyjama komplett, ließ ihn auf der Haut kleben. Karin schüttelte Sven. Ihre Hand glitt zärtlich über sein Gesicht.
»Es war nur ein Traum, Schatz. Beruhige dich wieder. Einfach nur ein böser Traum.«
Sven Spelzer atmete immer noch gehetzt, versuchte, sich in der scheinbar fremden Umgebung zu orientieren. Allmählich wurde er sich dessen bewusst, dass er wieder einmal von Erinnerungen heimgesucht wurde, die er so gerne endgültig vergessen machen wollte. Karin Hollmann hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Sven plötzlich mitten in der Nacht, von Träumen geplagt, hochschreckte. Nur zu gut wusste sie, was dieser Mann noch vor Monaten durchmachen musste. Der Fall des Isenburg-Killers steckte noch allen Ermittlern in den Knochen. Selbst Karins Geist verarbeitete ab und zu das Geschehen in wilden Traumbildern. Jedoch hatte sie nicht annähernd das durchstehen müssen wie Sven. Trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass diese Bestie in der geschlossenen Psychiatrie verrotten möge.
»Habe ich dich wach gemacht, Liebes? Es tut mir leid, aber ...«
»Psssst, mach dir deshalb keine Sorgen, Svenni. War es derselbe Traum? Versuche, wieder einzuschlafen, morgen ist ein neuer Tag. Und denke daran, dass wir in wenigen Wochen den Urlaub in Thailand genießen können. Leg dich hin und entspann dich.«
»Du sagst das so. Wir haben sowieso schon sechs Uhr durch, da kann ich auch gleich aufstehen und das Frühstück machen. Der Termin bei Doktor Haller ist schon um neun. Du kannst noch etwas schlummern. Ich weck dich, wenn der Kaffee durch ist.«
Er küsste Karin auf die Stirn und zog ihr das Oberbett bis hoch zu den Schultern. Sie schloss die Augen und genoss die wenigen Minuten, die ihr noch blieben, bis Sven sie zum Frühstück rief. Auch sie hatte heute einen schweren Tag mit drei Obduktionen, bei denen die Todesursache zweifelsohne festgestellt werden musste. Ihr Gutachten als Rechtsmedizinerin sollte in dem Fall einer verstorbenen, aber vermögenden Mittvierzigerin vor Gericht entscheiden, ob ein Verdächtiger des vorsätzlichen Mordes angeklagt werden sollte. Der Hausarzt hatte zwar den Totenschein mit der pauschalen Diagnose Herztod ausgestellt, der Amtsarzt im Krematorium äußerte daran jedoch berechtigte Zweifel. Die sich anschließenden Ermittlungen ergaben, dass kurz zuvor eine Lebensversicherung über fünfhunderttausend Euro abgeschlossen wurde. Eine verdächtige Einstichstelle im Lendenbereich nährte zusätzlich die Annahme, dass hier ein Außenstehender eventuell nachgeholfen haben könnte.
Als warme Lippen ihre Wange berührten, drehte sich Karin auf die Seite und schnurrte wie eine Katze. Sie umarmte den Mann, der sie vor gar nicht langer Zeit aus den Fängen eines Serienkillers gerissen hatte. Dass er dabei sein eigenes Leben fast verloren hätte, würde sie ihm niemals vergessen.

- 2 -
»Bringt ihn rein!«
Kladicz wartete ruhig ab, bis seine beiden Bodyguards den schmächtigen Mann über den Boden gezogen und auf den Stuhl gepresst hatten. Nur einen Moment sah er in Augen, deren Pupillen wild umherirrten. Scheinbar unbeeindruckt wanderte Kladicz zum Sideboard, um sich in aller Seelenruhe einen Cognac einzugießen. Während er das Glas in Augenhöhe schwenkte und die Färbung des Getränks begutachtete, genoss er das ängstliche Wimmern seines Gastes. Ohne sich umzudrehen, forderte er seine Leute dazu auf, den Mann festzubinden.
»Nein, bitte nicht, ich habe doch alles gesagt, was ich weiß. Die Bullen haben mich wirklich laufen lassen. Kein Sterbenswort habe ich den Schweinen verraten. Ich schwöre es beim Leben meiner Mutter.«
»Du solltest dir gut überlegen, wen du für deine falschen Schwüre sterben lässt, du Furz. Deine verfickte Mutter ist schon fünf Jahre tot. Lass uns noch ein einziges Mal über deine Aussage reden, Renato. Ich tu mich schwer damit, dir abzunehmen, dass du standhaft geblieben bist. Wenn nicht diese verdammten Bullen am Container aufgetaucht wären und mir die zwanzig Kilo Crack beschlagnahmt hätten, säßen wir jetzt nicht hier und würden auch nicht über einen Verrat nachdenken. Ich könnte jetzt bei einer schönen Frau im Pool abhängen und mir die Eier kraulen lassen. Fredi, frag diesen Scheißer bitte noch ein letztes Mal, was er denen gesteckt hat.«
Mit schreckgeweiteten Augen sah Renato die Hünengestalt auf sich zukommen. Er zerrte verzweifelt an seinen Fesseln, die ihn brutal in der Position hielten. Das kurze Messer in Fredis Hand blitzte auf, bevor es sich nur Sekunden später in den Oberschenkel des Gefangenen bohrte. Kladicz zuckte mit keinem Muskel, als der Schrei durch das Haus hallte. Ein zynisches Grinsen umspielte seinen Mund. Genießerisch leerte er sein Glas und goss den verbliebenen, kleinen Rest in die Wunde. Wieder dieser Schrei.
»Diese Schmerzen haben gewisse Vorteile. Es wird neben dem Adrenalin auch viel Blut in den Schädel gepresst. Das bewirkt, dass der Bereich, in dem die Erinnerungen lagern, ordentlich befeuert wird. Den meisten Menschen fallen dann wieder Dinge ein, die sie schon längst vergessen glaubten. Du glaubst gar nicht, was wir damit schon alles erreicht haben. Stärkere Männer als du haben darum gebettelt, uns was erzählen zu dürfen. Fredi versteht sich darauf, dass der Blutverlust gering ist, der Schmerz aber umso größer. Dem macht es Spaß, die Befragung lange hinauszuzögern.
Nur mir, das will ich dir sagen, macht es keinen Spaß, lange warten zu müssen. Das macht mich zornig, sehr zornig. Du Judas hast mir schon jetzt auf das teure Parkett gepinkelt, das gefällt mir nicht. Mach jetzt endlich das verdammte Maul auf.«
Stumm gab er Fredi ein Zeichen, der die Klinge in Renatos Handrücken stieß. Ungläubig starrte der auf seine Hand. Bevor er wieder loskreischen konnte, verschloss Fredis Pranke Mund und Nase. Nur ein Gurgeln drang durch dessen Finger. Das Gesicht wechselte in ein ungesundes Blau. Einen Augenblick, bevor Renato das Atmen endgültig einstellte, zog Fredi die Hand zurück und bewegte die Klinge vor Renatos Gesicht. Noch während der nach Luft rang, stützte Fredi seine freie Hand auf die Wunde im Oberschenkel.
»Ich ... ich sage ja ... aufhören damit ... bitte.«
»Ich verstehe dich nur sehr undeutlich. Was hast du soeben gesagt? Willst du mir etwas mitteilen, du Zwerg?«
»Ja, ja ... ich habe diesem Bullen ... ich habe ihm den Tipp gegeben. Aber die haben mich gefoltert, Chef. Die haben mich unter Druck gesetzt. Das wird nie wieder passieren ... nie wieder. Ich verspreche das.«
»Hör mir zu, du Stück Dreck. Du scheinst nicht zu wissen, wie recht du mit deinem Versprechen hast. Ich werde dafür sorgen, dass du es auch einhalten wirst. Dein loses Maul hat mir viele, viele Tausend Euro gekostet. Außerdem hast du mich in der Szene zur Lachnummer gestempelt. Das schadet meinem Image. Du sollst allen anderen Pissern ein Beispiel dafür sein, was passiert, wenn man mich hintergeht. Schafft mir den Kerl endlich aus den Augen. Und bitte, seid besonders nett zu ihm!«
Renatos an sich schon mickrige Gestalt schrumpfte nochmal um einige Zentimeter. Er hing wie ein lebloser Sack zwischen den beiden Kleiderschränken, die alle anfallende Drecksarbeiten für den Boss erledigten.
Renatos Muskeln versagten nun endgültig den Dienst. Seine Stimme ließ nur noch ein klägliches Wimmern zu. Kladicz goss sich einen weiteren Cognac ein, trank ihn in einem Zug und legte den Bademantel ab. Er betrachtete seine Gespielin, die ihm über den Poolrand mit laszivem Lächeln entgegensah.

Im Kindle-Shop: DER SERBE (Spelzer/Hollmann 2).
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