27. Februar 2018

'Die Macht der Tulpenkönigin' von Martina Sahler und Hendrik Gruner

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Holland im Tulpenfieber – eine Katastrophe von ungeahntem Ausmaß!

Holland im Jahr 1637. Das Unglück bricht über die berühmte Tulpenkönigin und ihre Familie herein, als ihr Haus im beschaulichen Bruikelaar mit allen Besitztümern bis auf die Grundmauern niederbrennt. Mareikje und Wim Straaten stehen vor dem Nichts und entscheiden sich notgedrungen dafür, über den Tulpenhandel wieder zu Geld zu kommen. Seit drei Jahren investieren Holländer aus allen Schichten in die wertvollen Zwiebeln, die Preise sind ins Unermessliche geschnellt.

Auf ihrer Reise nach Amsterdam begegnen die Straatens professionellen Händlern, die genau wie Mareikje spüren, dass Eile und äußerste Vorsicht geboten ist. Der gesamte Tulpenmarkt droht wie eine Seifenblase zu platzen und zum größten Handelsdesaster in der Geschichte der Niederlande zu werden. Von der blinden Habgier besessenen Glücksrittern drohen der Verlust von Haus und Hof und der völlige Ruin.

Doch Mareikjes Sorge gilt nicht nur dem Spekulationsfieber, sondern auch ihrem Freund Konrad, dem Blumenzüchter. Er scheint allen Lebensmut verloren zu haben, seit seine Liebste bei dem Hausbrand in den Flammen umgekommen ist …

Historischer Hintergrund:
In den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts nahm der Handel mit Tulpen gigantische Ausmaße an. Die Sucht wurde zur Besessenheit. Wer auch immer die Möglichkeit hatte, versuchte sich durch die Spekulation zu bereichern. Stadträte versuchten ohne Erfolg, diesen Wahnsinn zu stoppen. Zum abrupten Fall des Tulpenfiebers kam es, als das Angebot größer wurde als die Nachfrage. Im Februar 1637 platzte der Traum vom schnellen Geld und tausende Holländer mit „Zockermentalität“, die sich hoch verschuldet hatten, standen vor dem Ruin. Die Tulpomanie gilt als der erste Börsencrash in der Geschichte.

Leseprobe:
Amsterdam im Februar 1637
In der Schlafkammer packte Wim Kleidung aus dem Schrank in die Reisetruhe. Ganz unten lagen schon sein guter Ausgehanzug, die Malerkluft und ein paar warme Jacken. Auf dem Bett hatte er drei Haufen mit ordentlich zusammengefalteten Kleidern gestapelt. Einen für Mareikje und ihn, einen für Adrian und einen für Marie. Gerade legte er die Strümpfe seiner Tochter ab.
„Wim, was machst du da?“ Mareikje trat an ihn heran und nahm ihn in den Arm.
Zwischen Wims Brauen stand eine Zornesfalte. „Keinen Tag länger werde ich es hier aushalten. Wir fahren mit den Kindern zurück nach Bruikelaar und warten ab, bis dieser Wahnsinn ein Ende hat.“ Er sah sie mit glasigen Augen an. Um seinen Mund lag ein bitterer Zug. „Mir ist das zu gefährlich hier. Vor allem für dich und die Kinder. Wir müssen hier weg. Sofort.“
„Was ist denn passiert?“ Mareikje hob hilflos die Schultern.
Endlich brach es aus Wim heraus. „Der Verrückte. Der Schmied, er war hier und hat … Er hat gegen die Tür getreten, bis sie beinahe aus den Angeln geflogen wäre. Dann ist er durch den Hof getrampelt, hat dabei eines der Hühner mit dem Fuß erwischt und gegen die Wand geschleudert. Das arme Tier liegt tot in der Ecke.“ Wim ballte die Hände zu Fäusten.
„Welcher Schmied? Und was wollte der Kerl denn von dir?“
„Von mir? Gar nichts.“ Wim sprang auf. „Die Tulpenkönigin wollte er sich vorknöpfen, hat er geschrien. Er wollte sein Geld zurück. Und wenn nicht, würde er die ganze Saubande ausrotten, hat er gebrüllt.“ Wim zitterte vor Zorn. „Glaub mir, Mareikje, die Leute sind von allen guten Geistern verlassen! Lass uns fertig packen und nach Bruikelaar fahren. Und wenn es nur für ein paar Monate ist.“
Hinter Mareikjes Stirn rasten die Gedanken. „Wer um Himmels willen war das? Hierherkommen und mich und meine Familie bedrohen, das geht nicht. Kanntest du ihn? Ich werde mit Cornelius darüber reden und ihm die Wache auf den Hals schicken.“
Wim setzte sich wieder. „Du kennst ihn. Den Meister von Rickert.“
Mareikje ließ sich auf das Bett plumpsen. Mit offenem Mund starrte sie ihren Mann an.
Magnus van der Berge.
Sie hatte ihn eindringlich gewarnt. Sie hatte sich geweigert, ihm eine ihrer Tulpen zu verkaufen. Der Mann war nicht Herr seiner Sinne.
Sie erinnerte sich, dass sie ihn auf einer Auktion bei einem riskanten Geschäft beobachtet hatte. In längst vergangener Zeit. In einer Zeit, da die Tulpen wie Gold gehandelt wurden. Das schien ihr eine Ewigkeit her zu sein.
„Wim, ich verstehe ja, dass du aufgebracht bist. Und es geht nicht, dass der Kerl uns und die Kinder bedroht. Aber wegzulaufen ist keine Lösung, oder?“
„Dann sag mir, was wir machen sollen! Hierbleiben und abwarten, bis der Kerl unser Haus in Brand setzt?“
„Ich werde sofort mit Cornelius reden. Ich zahle ordentlich in Amsterdam meine Steuern, genau wie du. Wir haben ein Recht darauf, dass der Rat uns in einer solchen Sache zur Seite steht und uns beschützt.“ Sie sprang auf. „Jetzt komm bitte zu dir, pack die Sachen zurück in den Schrank und schau nach, ob die Tür einen Handwerker braucht.“ Sie nahm ihren dicken Mantel vom Haken. „Außerdem sollten wir überlegen, ob wir auch am Tag wieder eine Wache vor dem Haus brauchen.“ Sie schob den wollenen Schal in den Ausschnitt und schloss die oberen Knöpfe. „Aber das können wir nach meinem Gespräch mit Cornelius entscheiden.“
Als sie zwei Stunden später vor der Tür stand, passten zwei Burschen das schwere Blatt in die Zarge ein. Mareikje wartete einen Moment, bis der Durchgang frei war, und drängte sich schließlich an ihnen vorbei ins Innere des Hauses.
Wim saß in seinem Arbeitszimmer. Er hatte sich ein bisschen beruhigt.
Mareikje setzte sich neben ihn auf die mit Farben bekleckerte Bank. „Morgen früh wird Cornelius mich abholen, gemeinsam mit einem Kommandanten der Stadtwache und zwei Wachleuten. Er wird ein Schreiben des Rates mitbringen, der es Magnus van der Berge verbietet, sich unserem Haus oder unserer Familie zu nähern. Der Schmied ist übrigens beim Stadtrat gut bekannt. Er ist ein Meister seines Fachs und hat schon mehrere Aufträge von ganz oben ausgeführt. Trotzdem wird man ihm sein Verhalten nicht durchgehen lassen. Hält er sich nicht an die Verfügung, geht es für ihn ab in den Kerker.“ Sie musterte ihren Mann von der Seite. „Meinst du nicht, dass das sinnvoller ist, als wegzulaufen?“
Wim drehte den Kopf zur Seite. „Ich weiß nicht. Ich halte es immer noch für besser, ein paar Monate zu verschwinden. Wer weiß, wer dir noch alles die Schuld für sein Elend geben wird und dir deshalb ans Leder will?“
Mareikje biss sich auf die Unterlippe. „Wenn uns jemand etwas Böses will, wird er uns überall finden. Auch in Bruikelaar.“

Im Kindle-Shop: Die Macht der Tulpenkönigin.
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