1. Februar 2018

'Der Grabräuber' von Axel Berger

Grabschänder verwüsten Oldenburgs Friedhöfe. Leichen werden aus ihren Gräbern ans Tageslicht gezerrt, Asche aus Urnen verstreut. Erste Ermittlungen führen in die Gothic-Szene, doch verlaufen im Sande.

Welches Motiv steckt hinter den Taten? Hauptkommissar Werner Vollmers und sein Team stehen vor einem Rätsel. Nachdem dann ein Friedhofsgärtner ermordet aufgefunden wird, wird es ernst. Die norddeutschen Ermittler werden in eine Welt von Tod, Teufel und Leichengeruch gezogen. Als dann auch noch die Lebensgefährtin von Kommissarin Anke Frerichs entführt wird, droht die Situation zu eskalieren.

Können die drei Kommissare Tanja Bremer retten oder wird auch sie dem Grabräuber zum Opfer fallen?

Gleich lesen: Der Grabräuber: Der zweite Fall für Werner Vollmers, Anke Frerichs und Enno Melchert

Leseprobe:
Schweigend standen Anke Frerichs und Werner Vollmers vor dem offenen Grab von Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler auf dem Gertrudenfriedhof, die Hände tief in den Taschen ihrer Mäntel vergraben, den Kragen hochgeschlagen. Eine bedrückende Atmosphäre lag über der Szenerie.
Hinter ihnen stand das Mausoleum stumm und unbeeindruckt in dicke Laken gehüllt und von Gerüsten umzingelt da und wartete geduldig auf seine Restauratoren. Millionen würde die Restaurierung verschlingen, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Land Niedersachen, der Öffentlichen Versicherung und der OLB-Stiftung finanziert wurde und nun schon seit fast zwei Jahren andauerte. Das Herzogliche Mausoleum wurde in den Jahren 1786 bis 1790 auf Veranlassung von Herzog Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Oldenburg errichtet. Außen als schlichter säulenloser dorischer Tempel gestaltet, verfügt das architektonische Kleinod über einen beeindruckenden Innenraum, in dem die Oldenburger Herzöge und Großherzöge seit Peter Friedrich Ludwig und deren Angehörigen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Es war 7:45 Uhr in der Früh, und die ersten Kinder fanden sich auf dem Schulhof der Heiligengeisttorschule, die fast direkt hinter ihnen, hinter der Mauer an der Ehnernstraße, lag, ein. Stimmengewirr und das Läuten von Fahrradklingeln tönte gedämpft zu ihnen hinüber. Die Nadorster Straße, die schräg hinter ihnen verlief, füllte sich stetig. Ein immer stärker werdender Strom von Pendlern floss in Richtung Innenstadt.
Flüchtige Nebelschwaden trieben über den Friedhof. Fast hätte man meinen können, man befände sich in einem billigen Gruselstreifen von Edgar Wallace. Fehlte nur noch ein durchgedrehter Klaus Kinski, der, wirres Zeug stammelnd, hinter einer der Grabstätten hervor getorkelt kam. Doch nichts dergleichen geschah. Gott sei Dank.
Vollmers griff in seine Tasche und förderte eine Schachtel Boston und ein altes goldenes Dupont-Feuerzeug zu Tage, das er seinem Sohn vor vier Jahren zu einem echten Schnäppchenpreis abgekauft hatte, als der zu rauchen aufgehört hatte. Nachdem er eine Zigarette aus der Schachtel befreit hatte, ließ er den Deckel des Dupont aufspringen. Es ertönte das charakteristische Geräusch, das nur eines dieser edlen französischen Gasfeuerzeuge zu erzeugen vermochte. Die Hand schützend vor die im Wind tanzende Flamme haltend, zündete Vollmers die Zigarette an, nahm einen kräftigen Zug und ließ dann seinen Blick über den Friedhof und dann wieder zurück zu dem vor ihnen liegenden Grab schweifen. Anke Frerichs’ missbilligenden Blick ignorierte er.
»Was wollen wir hier eigentlich?« fragte sie, nachdem Vollmers nach ein paar weiteren Zügen immer noch keine Anstalten machte, ihr zu erklären, was zwei Kommissare vom Dezernat 1, dem Dezernat für Delikte gegen das Leben, an dem Grab eines 1898 verstorbenen Arztes wollten, das offenkundig vor kurzem von irgendwelchen Vandalen geschändet wurde.
»Wolf Krämer hat mich gebeten, ob wir uns die Sache hier nicht mal ansehen könnten. Es ist der sechste Fall von Grabschändung in den letzten drei Wochen«, sagte Vollmers und kniete sich hin, um besser in das etwa zwei Meter tiefe Loch schauen zu können. Von hier aus konnte man grob die Umrisse eines aufgebrochenen Sargdeckels erkennen. Er holte eine Taschenlampe hervor und leuchtete in die Tiefe.
»So weit, so gut«, meinte Anke Frerichs, »aber ein seit über hundert Jahre Verstorbener fällt wohl trotzdem nicht in unsere Zuständigkeit.« Sie rieb sich fröstelnd mit beiden Händen über die Oberarme, um sich etwas aufzuwärmen. Für Ende September war es entschieden zu kalt.
»Da hast du eigentlich recht, aber ich glaube nicht, dass dieser hier schon so lange tot ist«, sagte Vollmers, der den Lichtstrahl der Taschenlampe auf eine aus dem Sarg herausragende Hand gerichtet hielt …

Im Kindle-Shop: Der Grabräuber: Der zweite Fall für Werner Vollmers, Anke Frerichs und Enno Melchert

Mehr über und von Axel Berger auf seiner Website.

Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite