28. Juli 2017

'Die Hexen von Berlin' von Franziska Nelka

Die Hexenschwestern Isabelle, Annabelle und Michelle sind ganz aufgeregt - das Festival of Arts steht an - unter den Menschen besser bekannt als "Mittelalterspektakel". Alles läuft perfekt, bis auf dem Magier Turnier ein Anschlag auf einen Gaianer ausgeübt wird.

Die Oberhexe Selina und ihre drei Töchter werden verdächtigt. Während die Hexenschwestern ihre Unschuld beweisen wollen, bekommen sie unerwartete Hilfe von den Werwölfen. Als der Altvampir jedoch ihre Mutter entführt, droht alles auseinander zu brechen.

Gleich lesen: Die Hexen von Berlin (Festival of Arts 1)

Leseprobe:
Konzentrier dich. Lösche einfach alles aus deinen Gedanken bis auf die Zitadelle. Denk einfach am besten an den Fledermauskeller. Fledermauskeller. Fledermauskeller. Fledermauskeller … Bingo! Ich bin drin.
Isabelle konnte sich zwar bereits seit fünf Jahren teleportieren, aber noch immer hatte sie manchmal Schwierigkeiten sich genau auf einen Ort zu konzentrieren. Vor allem wenn ihre Gefühle verrücktspielten. Seit Beginn ihres Studiums, den unendlich vielen Studienveranstaltungen und natürlich seit der Trennung von Johannes hatte Isi öfters Probleme ihre Gedanken zu fokussieren und ihre Gefühle im Zaum zu halten.
Gar nicht gut, wenn man eine Hexe ist. Da war Vorsicht geboten. Eine unkontrollierte Aggression und sie könnte Menschenleben gefährden. Nein, das würde sie niemals riskieren! Sie wollte nicht eine dieser Hexen werden, die sich für ihre Vergangenheit schämen mussten. Erst recht nicht, weil sie die neue Oberhexe werden sollte, wenn ihre Mutter ihren Sitz beim hohen Hexenrat an sie übertrug. Zum Glück hatte sie noch ein paar Jahre bevor das geschehen sollte, aber dennoch fühlte sich Isi schon jetzt unter Druck gesetzt.
Als älteste ihrer Geschwister hatte sie sowieso schon immer eine Vorbildfunktion inne. Nun sollte sie auch noch zum Oberhaupt der Hexen werden. Jetzt jedoch stand eine ganz andere Sache an: Das Festival of Arts. Auf dieses mystische Spektakel freuen sich jedes Jahr dutzende Gaianer. Seit sie 16 Jahre alt war, nahm Isi an den Wettkämpfen teil.
In diesem Jahr sollte auch erstmals ihre jüngste Schwester Michelle teilnehmen. Isi fragte sich jedoch, ob sie schon soweit wäre. Nichts nahm ihre kleine Schwester ernst. Ständig nur Scherze machen und rumalbern, hatte sie ihr vorgeworfen. Dabei musste sie selbst öfters insgeheim über ihre Scherze lachen. Einmal hatte Michi ihrer Schwester Annabelle ein Furzkissen unter den Stuhl gelegt. Nicht gerade subtil, zugegeben, aber es hatte gewirkt. Die Schwestern lachten sich halb tot, während Oma Jutta nur mit den Augen rollte und kopfschüttelnd wegging.
Im Fledermauskeller roch es wie immer etwas muffig. Die Fledermäuse waren gerade aus ihrem Winterschlaf erwacht. Jedenfalls dachte Isi das, da sie alle gleich ganz nervös umherflogen, als sie die Hexe sahen. Isi fauchte kurz wie eine Katze in ihre Richtung und ging dann grinsend zur Gewölbetreppe. Der Keller war wie immer spärlich beleuchtet. Kleine künstliche Fackeln an den Wänden sollten wohl für die Menschen gruselig wirken oder die Fledermäuse vertrugen einfach kein anderes Licht. Wie auch immer. Die Hexe schlenderte die Wendeltreppe hinab und schlich auf leisen Sohlen die Gewölbegänge entlang. Der ganze Fußboden war übersät mit Dellen und Wölbungen. Kleine Ziegelsteine unordentlich aneinandergereiht und mittels Lehm zusammengehalten dienten noch immer als Grund genug. Hier könnte ruhig einmal renoviert werden.
Das Festivalgremium saß bereits im Hauptsaal an der Tafel und diskutierte über den diesjährigen Zeitplan. Für die Menschen hieß das Festival „Mittelalterspektakel“. Jedes Jahr lockte es zahlreiche Besucher an. Die Eintrittsgelder wurden dann fair verteilt und die Wettkampfgewinner bekamen eine ordentliche Summe. Im letzte Jahr hatte Isabelle 500 Euro gewonnen. Als wiederholte Gewinnerin beim Magier Turnier hatte sie sich in den letzten drei Jahren ein kleines Ansehen unter den Wettkämpfern erkämpft. Besonders ihr größter Gegner, der Halbvampir Simon, hatte es auf sie abgesehen. Erst letzte Woche hatte sie von ihm eine Handynachricht erhalten: Bald wirst du wissen wie es ist Zweite zu sein! Woher hatte er nochmal meine Handynummer?
Vom Eingangsbogen zum großen Saal aus musterte sie die Versammlung und lauschte ihren Worten. Wie immer sollten wohl zuerst die Schwertkämpfer antreten. Meist waren das nur Dämonen und Wolfsmenschen, Muskelprotze mit wenig Hirn. Danach sollten die Magier Turniere beginnen. Zuerst die allgemeinen Zauberkämpfe, in denen ihre Schwestern mit ihren Fähigkeiten antreten sollten. Danach als Höhepunkt „Das Duell“ mit Isabelle als Favoritin. Als sie ihren Namen hörte, räusperte sie sich kurz und kündigte somit ihre Anwesenheit an. Die Gremienmitglieder schauten sofort in ihre Richtung. Erwischt, dachte sich Isi, die es wieder einmal geschafft hatte sich wie eine Katze anzuschleichen. Nicht einmal der Wolfs-Alpha hatte sie bemerkt.
„Miss Nogra, wir haben die Ehre. Sie kommen, um den Zeitplan für ihre werte Mutter abzuholen?“, fragte der Altvampir Joaquim Henning. Im Grunde lebten die Vampire friedlich mit den Hexen und den anderen mystischen Rassen in Gaia zusammen. Natürlich gab es in jeder Rasse auch schwarze Schafe, dunkle Dämonen, blutgierige Vampire oder böse Hexen. Jede Rasse musste selbst dafür sorgen, dass ihre „Außenseiter“ im Zaum gehalten wurden und vor allem das oberste Gesetz hielten: Kein Aufsehen in der Menschenwelt zu verursachen!

Im Kindle-Shop: Die Hexen von Berlin (Festival of Arts 1)

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