6. März 2017

'Konfekt mit Zucker-Kuss' von Sandra Pulletz

Valentinstag – das Fest der Liebenden steht bevor, doch Valentinas Leidenschaft gilt allein der Konfiserie. Den Männern hat die Studentin längst abgeschworen, das Geschäft in dem kleinen Laden, in dem sie jobbt, um sich über Wasser zu halten, läuft schlecht und kaum jemand interessiert sich für das liebevoll von ihr kreierte Süßgebäck. Und als sei der ewig miesepetrige Chef nicht schon anstrengend genug, erlebt Valentina eine Enttäuschung nach der anderen.

Doch dann steht sie plötzlich ihrem Traumprinzen gegenüber und das Happy End scheint mit einem Mal zum Greifen nah …

Wendet sich Valentinas Leben schließlich doch noch zum Märchen? Und was hat es mit dem alten Mann mit dem auffälligen Hut auf sich?

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Leseprobe:
»Valentina, was treibst du denn schon wieder? Vorne wartet Kundschaft auf dich!«, rief Valentinas Chef verärgert nach hinten in die Küche des kleinen Coffeeshops. »Kemmers Kaffee« hieß er bloß, weil das der Name ihres Chefs war. Das Geschäft war so klein und schäbig, sodass man als Kunde wirklich nur seinen Kaffee zum Mitnehmen wollte, um so schnell wie möglich den Laden wieder verlassen zu können.
Valentina seufzte, denn sie brachte gerade Zartbitter- und Mokkaschokolade über dem Wasserbad zum Schmelzen. »Komme gleich, Herr Kemmer!« Valentina wünschte, er hätte mehr Verständnis für ihre Konfiserie-Leidenschaft. Wenn sie jetzt den Topf stehenließ, würde die Schokolade bestimmt anbrennen und dann konnte sie alles in den Müll werfen.
»Valentina!«, rief Herr Kemmer, diesmal eindringlicher.
Sie gab nur ein halblautes »Mhm!« von sich. Solange er nicht mit der Zunge schnalzte, war alles im Rahmen, so gut kannte sie ihn bereits. Deshalb rührte sie mit dem Teigschaber die weiche Schokolade seelenruhig um und stellte zufrieden fest, dass diese jetzt bereit wäre, sich mit der weichen Butter zu vereinen. Außerdem brauchte sie noch die Schlagsahne und die befand sich im Kühlschrank. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte sie alle Zutaten zusammengerührt, bis auf die Tasse Kaffee. Valentina biss sich auf die Lippen. Wenn sie jetzt nach vorne zum Tresen ging, würde sie Herr Kemmer nicht so schnell wieder zurück zu ihren Pralinen lassen. Dabei war die Masse für die Cappuccino-Trüffel beinahe fertig. Es half nichts, wenn sie den Kaffee wollte, musste sie ihn holen. Lautlos schlich sie nach vorne und blickte in den Verkaufsraum. Ihr Chef bediente gerade mit zusammengekniffenen Augen eine alte Frau im Pelzmantel. Kaum bemerkbar huschte Valentina zur Kaffeemaschine und drückte den Knopf, um den gewünschten Kaffee herunterzulassen.
»Valentina, die Dame hier braucht etwas Hilfe bei der Wahl der Pralinen!« Herr Kemmer hatte Valentinas Auftauchen anscheinend sehr wohl bemerkt, sich umgedreht und lehnte nun am Tresen. Prüfend blickte er seine Angestellte an.
»Oh, ich kann durchaus alle empfehlen. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei«, antwortete sie hastig, nahm die Tasse mit dem heißen Getränk in die Hand und war schon auf dem Weg zurück in die Küche.
Ein lautes Schnalzen ließ sie innehalten. Da war es, das typische Geräusch von Herrn Kemmer, das er immer dann machte, wenn er einen Befehl losschickte und keine Widerrede duldete. »Ich sagte doch, die Dame benötigt deine Hilfe! Sofort!«
Valentina wusste, wenn sie ihren Chef jetzt ignorierte, wären ihre Tage hier im Laden gezählt. Aber wenn sie die Schokolade im Stich ließ, waren die Trüffel im Eimer. Sie seufzte schwer, drehte sich schließlich um und ging zurück in den Verkaufsraum. Sanft stellte sie die Tasse am Rand des Tresens ab und setzte ein freundliches Lächeln auf. »Wie darf ich Ihnen helfen?«, erkundigte sie sich bei der Dame im Pelz, die ihre Lippen missmutig aufeinandergepresst hatte. Vermutlich war sie es nicht gewohnt, so lange auf die Erfüllung ihrer Wünsche warten zu müssen. »Ich interessiere mich für diese Pralinen«, sagte sie und wies mit dem Zeigefinger auf die Glasvitrine. Dahinter befand sich eine kleine Auswahl an selbstgemachtem Konfekt, das Valentina hergestellt hatte.
»Sehr gerne doch«, erwiderte Valentina. Es freute sie, dass endlich mal jemand Interesse an ihren Pralinen zeigte. Gleich begann sie zu erklären: »Das hier sind Schnittpralinen, mit Liebe gemacht! Die dahinter sind Knusperpralinen …«
»Ich brauche etwas für meine Enkel«, schnitt die alte Lady ihr das Wort ab.
»Oh … natürlich«, stotterte Valentina. »Ich empfehle Ihnen die Schoko-Lollis. Die sind wirklich entzückend. Oder Cake-Pops! Auch sehr beliebt bei Kindern.« Sie holte je ein Stück aus der Vitrine und präsentierte sie stolz. Die Schoko-Lollis waren mit einem filigranen Muster überzogen und die Cake-Pops waren mit bunten Streuseln verziert. Valentinas Meinung nach müssten Kinder darüber einfach jubeln.
»Aha«, brummte die Kundin und hob eine Augenbraue. »Kann ich vielleicht so ein buntes Ding kosten?«
»Sie meinen einen Cake-Pop? Sehr gerne doch!« Valentina reichte der Frau den Stiel mit dem verzierten Teigkügelchen daran und legte noch eine Serviette dazu.
Skeptisch wurde der Kuchen am Stiel von allen Seiten betrachtet. Schließlich biss die Frau ein Stückchen ab und kaute darauf herum. »Was soll denn das gute Teil kosten?«
»Pro Stück ein Euro fünfzig«, erwiderte Valentina.
»Was? Das ist doch Wucher! Für so eine winzige verzierte Kugel?« Die Kundin schnaubte. »Ich bin doch nicht verrückt!«
»Aber … alleine das Material«, wollte Valentina entgegnen, aber die Frau im Pelz drehte sich einfach um und verließ den Laden. Die Tür fiel krachend hinter ihr ins Schloss. Valentina blickte verlegen auf den Boden. Sie war enttäuscht, denn bis jetzt kamen ihre selbst hergestellten Pralinen und anderen Süßigkeiten nicht gut an. Kaum jemand kaufte etwas davon, wenn er sich einen Kaffee holte. Was war nur mit den Leuten los?
»Ich wusste doch, dass es eine Schnapsidee war, dir die Sache mit den Süßigkeiten zu erlauben!«, schimpfte ihr Chef. »Bis jetzt nur Ausgaben und kaum Einnahmen. Wenn das so weitergeht, kannst du deine Auslage wieder abbauen!« Zur Verdeutlichung schnalzte er wieder mit der Zunge.
Valentina blieb eingeschüchtert vor der Vitrine stehen und überblickte ihre Kreationen. So viel Liebe und Zeit hatte sie darin investiert. Das konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein! Sie seufzte. Wenn nicht bald jemand etwas kaufte, musste sie die süßen Verführungen entsorgen, sie waren nun mal nicht ewig haltbar.
»Was riecht hier denn so?«, maulte ihr Chef plötzlich.
Oh nein, dachte Valentina. »Die Cappuccino-Trüffel!«, rief sie entsetzt und stürmte nach hinten in die Küche.
»Wenn die schon so stinken, kauft doch erst recht niemand das Zeug!«, hörte sie ihren Chef ihr nachrufen, doch sie ignorierte ihn.
Hoffentlich ist die Schokolade noch zu retten, dachte Valentina, wusste aber bereits, dass es zu spät war. In der Küche roch es angebrannt. Als Valentina endlich beim Herd angelangt war und in den Topf blickte, verzog sie frustriert ihren Mund und ließ die Schultern hängen. »Oh nein«, murmelte sie. »Zu spät …«

Im Kindle-Shop: Konfekt mit Zucker-Kuss

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