11. März 2017

'Der Sarazenenschatz: Das Erbe der Barone von Hofstetten' von Klaus Kurt Löffler

Die 15-jährige Tessi von Hofstetten muss mit der Schande leben, dass ihr Vater Felix, der Titelerbe des Baronats, enterbt und verstoßen worden ist. Er ist verbittert ins Ausland gegangen und dort umgekommen. Nach dem Tode ihres Großvaters Gottfried beansprucht sein jüngster Sohn Stephan Erbe und Titel.

Tessi zweifelt an der Rechtmäßigkeit. Denn ihr ist ein Medaillon mit dem Bild des Verstorbenen zugegangen. Sie sieht darin einen Sinneswandel und will die Sache vor Ort aufklären.

In Abwesenheit ihres Onkels verschafft sie sich Zutritt zum Anwesen und beginnt ihre Nachforschungen. Zugleich sucht sie nach einem Schatz, den ein Ahnherr von einem Kreuzzug aus dem Morgenland mitgebracht haben soll. Damit bringt sie sich in Lebensgefahr. Denn auch andere sind hinter dem Schatz her. Zum Glück findet sie in Max und Micha die Unterstützung, die sie bei ihrem gefährlichen Kampf um Schatz und Erbe braucht.

Gleich lesen: Der Sarazenenschatz: Das Erbe der Barone von Hofstetten - Erster Teil (Max und Micha, die Junior-Detektive vom Wolfgangsee)

Leseprobe:
Ein rätselhaftes Geschenk
Das Mädchen überlegte einen Augenblick, wo sie anfangen sollte. Dann öffnete sie ihren Rucksack und holte ein kleines Päckchen hervor, das an sie adressiert war. »Das ist mir nach dem Tode meines Großvaters zugegangen«, erklärte sie. »Seht´s euch an und sagt, was es nach euer Meinung bedeutet.«
Micha wickelte das Papier ab und entnahm einer kleinen Schachtel ein kunstvoll gearbeitetes silbernes Medaillon. »Das ist antik und sicherlich sehr wertvoll«, bemerkte er bewundernd. »Weißt du, wer es dir geschickt hat?«
»Das Päckchen enthielt keinen Absender ... Ich nehme aber an, es kommt von meinem Großvater, wenn ich auch nicht weiß, wie das möglich ist.«
»Er kann verfügt haben, dass es nach seinem Tode abgesandt wird«, warf Micha ein. »Hat die Sendung einen Poststempel?«
»Ja, es wurde in St. Wolfgang aufgegeben. Und es kam mit der Post. Wir fanden es im Briefkasten.«
»Woher weißt du, dass es von deinem Großvater stammt? Gibt es irgendeinen Hinweis?«
»In St. Wolfgang hat sich außer ihm nur noch mein Onkel Stephan aufgehalten, der ihn im letzten Jahr gepflegt hat. Er hat sich aber nie um uns gekümmert. Ich weiß keinen Grund, warum er sich plötzlich anders besonnen haben sollte ... Es ist aber noch etwas anderes«, setzte sie hinzu. »In dem Medaillon befindet sich ein Porträt!« Sie öffnete den Deckel und wies auf das Bild eines würdevollen Herrn mit einem unternehmungslustigen Schnurrbart. »Es ähnelt dem Foto meines Vaters. Mutter verwahrt es in ihrem Nachttisch und betrachtet es immer wieder, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. Der Mann in dem Medaillon ist älter, hat aber dieselben Gesichtszüge.«
»Da muss er noch wesentlich jünger gewesen sein«, bemerkte Micha. »So freundlich hat der Baron in seinen letzten Jahren nicht mehr ausgeschaut. Er war ein richtiger Miesepeter.«
»Sprich nicht so von meinem Großvater«, rügte Tessi. »Über die Toten soll man nichts Böses sagen.«
»Sorry!«, entschuldigte sich Micha. »Das war gedankenlos ... War noch etwas in dem Päckchen? Ein Brief mit ein paar erklärenden Worten oder Ähnliches?«
»Ich habe nichts dergleichen gefunden, obschon ich das Packpapier von allen Seiten betrachtet habe.«
»Vielleicht hat der Absender eine Geheimtinte benutzt«, mutmaßte Max, »die man erst zum Vorschein bringen müsste.«
»Eher nicht«, widersprach Micha. »Das macht nur Sinn, wenn der Empfänger weiß, was es damit auf sich hat, was bei Tessi offenbar nicht zutrifft.«
»Das kann man sagen«, pflichtete das Mädchen bei. »Ich habe von so was null Ahnung.«
»Und was willst du aus der Übersendung des Medaillons schließen?« Max liebte solche geheimnisvollen Geschichten, die mit einem Rätsel endeten.
»Er wollte mir etwas hinterlassen, das mich an ihn erinnert«, antwortete das Mädchen zögernd. »Aber warum hat er das getan? Er hatte meinen Vater enterbt und sich die ganzen Jahre nicht um uns gekümmert. Da konnte er nicht erwarten, dass wir seiner freundlich gedenken.«
»Vielleicht ist das der letzte Akt eines Rachefeldzuges«, sagte Max melodramatisch. »Er wollte euch vor Augen führen, was ihr verloren habt.«
»Das glaube ich nicht«, mischte sich Micha ein. »Er hat ein Bild hineingetan, das ihn in seinen guten Tagen zeigt, wo er den Glauben an die Menschheit noch nicht verloren hatte. Die Botschaft ist sicherlich, dass er den Groll gegen euch aufgegeben hat.«
»So habe ich es auch verstanden«, pflichtete ihm Tessi bei. »Aber warum hat er uns dann nicht an sein Sterbebett geholt? Hatte er keine Zeit mehr dazu?«
»Er ist nicht von einem Tag auf den anderen tot umgefallen«, bemerkte Micha. »Er war fast ein Jahr krank und wurde von deinem Onkel gepflegt.«
»Du meinst, dass der eine Versöhnung mit meiner Familie verhindert hat?«
»Das läge doch nahe, Tessi. Weshalb ist dein Vater enterbt worden?«
»Genaueres weiß ich auch nicht«, erwiderte das Mädchen. »Mutter spricht nicht darüber. Es ging, glaube ich, um gigantische Schulden, für die Großvater aufkommen musste. Vater hat aber heftig bestritten, dass er dafür verantwortlich war.«
»Weshalb ist er dann verschwunden?«, fragte Max, ohne zu merken, dass das nicht sehr feinfühlig war.
»Das war kein Schuldbekenntnis«, erwiderte Tessi heftiger als gewollt. »Er hat meiner Ma etwas von ›verlorener Ehre‹ geschrieben, die er erst ›reinwaschen müsste, bevor er ihr wieder unter die Augen treten könnte‹. Er wusste ja noch nichts davon, dass sie mit mir schwanger war.« Sie wischte sich eine verstohlene Träne aus dem Auge. »Und nun ist mein Vater tot und kann es nicht mehr tun.«
»Langsam verstehe ich, weshalb du deinen Onkel erst mal aus der Ferne betrachten willst, wenn sich jetzt Gelegenheit dazu bietet.« Micha fuhr sich mit der Hand nachdenklich über die Stirn. Gründe dafür hast du ja reichlich. Vielleicht findest du etwas über die Geldgeschichte heraus.«
Tessi wurde rot und bestätigte damit, dass Micha mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte. »Ich hatte echt so ´ne Ahnung, dass irgendwie etwas nicht stimmt. Deshalb bin ich hier unangemeldet aufgekreuzt, um ein wenig herumzuschnüffeln. Das kann sicherlich besser geschehen, wenn niemand weiß, dass ich da bin.«
»Dann bleibt die Frage, ob du dir zutraust, die Nacht hier allein zu verbringen?«, fragte Micha und stand auf. »Ich kann dir leider keine Gesellschaft leisten, da ich daheim erwartet werde. Wie sieht es mit dir aus, Max?«
Der zögerte einen Augenblick. Die Aussicht, eine Nacht lang den Beschützer für das schöne Mädchen spielen zu können, war verlockend. Er konnte aber ebenfalls - ohne jede Vorankündigung - nicht einfach wegbleiben. Seine Mutter würde sonst Himmel und Hölle in Bewegung setzen und erst Ruhe geben, wenn sie ihn gefunden hätte. Er war ohnehin schon viel zu spät dran.
»Ich könnte anrufen und sagen, dass du heute bei uns schläfst«, äußerte Micha lächelnd.
»Ich will nicht, dass ihr für mich lügt«, unterbrach Tessi bestimmt. »Seid ihr sicher, dass ›Blackman‹ nicht kommt und niemand aus seinem Gefolge?«
»Freilich«, erwiderte Micha lachend. »Ich verspreche es. Und Max hat selber Angst vor so was und wird sich bestimmt da raushalten.«
»Aber hallo!«, widersprach Max. »Ich und Angst? Wir passen nicht zusammen! … Aber von mir hat Tessi nichts dergleichen zu befürchten … Das weiß sie doch!«
»Gut, Jungs! Wenn das ein Versprechen ist, dann könnt ihr beide zu Mutters Rockzipfel zurückeilen. Ich werde hinter euch die Tür schließen und bin zufrieden, wenn ihr Softis morgen erscheint und etwas zum Essen mitbringt.«
Max war froh, dass ihm die Entscheidung abgenommen wurde. Er bereitete seinen Eltern ohnehin schon genug Kummer. Den wollte er nicht vermehren, wenn es nicht unbedingt nötig war. »Hast du wirklich keine Angst, allein hierzubleiben?«, fragte er nochmals halbherzig. Als das Mädchen dies verneinte, war er sichtlich erleichtert und schloss sich bereitwillig Micha an.
»Dann also bis morgen«, äußerte er, wie sie sich an der Hintertür verabschiedeten.
»Und verschließ auch die Kellertür gut von innen«, empfahl Micha.
»Glaubst du denn ...?«, fragte Tessi leise und sah auf einmal wieder sehr ängstlich aus. »Nein«, erwiderte Micha. »Aber sicher ist sicher!«

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Mehr über und von Klaus Kurt Löffler auf seiner Website.

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