20. April 2016

'Alles außer Perfekt' von Reiner Günter

Das Leben könnte so schön sein und man sollte es einfach genießen!

Chris und Svenja, ein junges, frisch verliebtes Paar, haben genau das vor. Aber bei ihrem Start ins gemeinsame Leben stellen sie schnell fest, dass es die eigenen, kleinen Schwächen, vor allem aber jede Menge nervender Zeitgenossen sind, die immer wieder für turbulente Überraschungen sorgen. Egal ob im Skiurlaub, beim Möbelkauf oder im Wellnesshotel, überall lauern sie, die kleinen Ärgernisse des Alltags.

Und wie begegnet man denen? Mit Scharfsinn und Humor!

Gleich lesen: Alles außer Perfekt

Leseprobe:
Am zeitigen Nachmittag checkten sie im „Gut Hohenhof“ ein. Um diese Jahreszeit waren nicht allzu viele Gäste im Hotel, was auch kein Nachteil war, sie wollte ja schließlich entspannen. Das Haus machte einen sehr gepflegten Eindruck und das Personal war nett und zuvorkommend. Sie beschlossen, erst noch einen Kaffee zu trinken, bevor sie sich in den Wellnessbereich begeben würden. Nach einem Saunagang war für Chris eine Ayurveda Massage gebucht und bis dahin war noch Zeit genug für eine schöne Tasse Kaffee. Sie gingen also ins Restaurant, nahmen an einem Tisch am Fenster Platz und bestellten Torte und Cappuccino. Chris sah aus dem Fenster. Es war ein trübgrauer Tag und es schneite ein wenig. Genau das richtige Wetter für einen Saunaabend. Eine große Mercedeslimousine rollte auf den Parkplatz. Dortmunder Kennzeichen.
„Das ist ja ein Zufall“, meinte Chris“, da kommen noch Gäste aus Dortmund.“ Ein ungleiches Paar stieg aus dem Wagen. Chris stutze. Das war doch…ja, das war Dr. Meierling, der Notar, mit dem er beruflich hin und wieder zu tun hatte und der mit seinem Chef befreundet war. Meierling war auch Segler und er hatte sich bei der Einweihung seiner neuen Kanzlei, die ihr Architekturbüro entworfen hatte, mit ihm und seiner Frau begeistert übers Segeln unterhalten. Die blonde Lady, die da jetzt mit ihm Arm in Arm zum Hoteleingang spazierte, war allerdings nicht seine Gattin.
Nur wenige Minuten später betraten die Zwei das Restaurant, setzten sich an die Bar und Dr. Meierling bestellte etwas beim Keeper. Kurz darauf hallte das angenehme „Plopp“, wie es nur beim Öffnen von Champagnerflaschen entsteht, durch den Raum. Gläser klangen. Die Blondine gab Meierling einen vielversprechenden Kuss, er legte seinen Arm um ihre schlanke Hüfte. Nach einer Weile drehte er sich in den Raum, wahrscheinlich um zu überprüfen, ob er die Location für sein Date gut gewählt hatte.
Sein Blick fiel auf Chris. Und in seinen Gesichtszügen spielten sich binnen weniger Sekunden ganz erstaunliche Verwandlungen ab. Die Mimik zeigte erst Unglauben, dann Erschrecken, Verstehen und anschließend gelinde Züge von aufsteigender Panik. Parallel dazu veränderte sich das Hautkolorit von kreidebleich über aschfahl in ein leuchtendes puterrot. Ungesund sah er aus, der Herr Meierling. Zum Glück konnte er sich hier ja erholen.
„Das ist unser Firmennotar Dr. Meierling“, setzte Chris seine Freundin kurz in Szene, „allerdings nicht mit seiner Frau.“
„Ups!“, flüsterte Svenja, „dumm gelaufen.“ Meierling hatte offensichtlich einen Entschluss gefasst . Er flüsterte seiner Begleitung kurz etwas ins Ohr und kam dann, sichtlich um Fassung ringend, an den Tisch von Chris und Svenja.
„Herr Ohlson, das ist ja eine angenehme Überraschung!“ Chris hatte so seine Zweifel, ob der Jurist dieses wirklich sehr zufällige Treffen tatsächlich als angenehm empfand. Er erhob sich, gab ihm die Hand und stellte ihm Svenja vor.
„Sehr erfreut“, log Meierling und gab ihr einen angedeuteten Handkuss. Ein Mann von Welt. Der Mann von Welt beugte sich nun ganz nah zu Chris herüber.
„Nun, was meine Begleitung angeht, Herr Ohlson“, räusperte er sich, „es ist nicht das, was sie womöglich denken. Frau Westphal ist eine junge Kollegin und wir wollen uns hier ganz in Ruhe auf ein wichtiges Seminar vorbereiten, das wir nächste Woche in unserer Kanzlei halten. Sie verstehen?“ Chris verstand. Auch er bereitete sich auf wichtige berufliche Termine gerne mit einer hübschen Blondine und einer Flasche Champagner vor.
„Nun ja, ich will sie auch nicht länger stören“, brachte Meierling mühsam hervor. Die Eloquenz des Juristen war ihm irgendwie abhanden gekommen. „Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in diesem schönen Hotel.“
„Und die Blonde an der Bar soll eine Rechtsanwältin sein?“, fragte Svenja spöttisch, nachdem er wieder verschwunden war.
„Definitiv!“ So wie die aussieht, kann die bestimmt keinen Hängen sehen.“ Dr. Meierling und seine hübsche Begleitung hatten es auf einmal recht eilig, das Restaurant zu verlassen. Die Pulle Schampus nahmen sie mit, war ja auch ein kleines Vermögen wert. Ob vor allem Meierling den edlen Tropfen noch genießen konnte, schien den beiden fraglich.
„Das nenne ich wirklich Pech!“, meinte Chris. „Da fährst du mit deiner Lady zu dieser Unzeit ins Sauerland um auf Nummer sicher zu gehen, und triffst dann dort, was in höchstem Maße unwahrscheinlich ist, jemanden der dich kennt. Und deine Frau. Der arme Kerl war ja fix und fertig. Auf erotische Spielchen hat der bestimmt keinen Bock mehr.“ Svenjas Mitgefühl hielt sich in Grenzen.
„Die haben ja Fernseher hier auf den Zimmern.“, meinte sie lakonisch. Sie tranken die Cappuccini aus und fuhren nach oben auf ihr Zimmer. Dort lagen zwei flauschige, weiße Bademäntel für sie bereit. Man konnte von hier direkt mit dem Aufzug in den Wellnessbreich fahren. Sehr praktisch. Unten angekommen, fanden sie sich in einem gigantischen Spa wieder. Im Gegensatz zu dem eher gediegenen Ambiente der Hotelräume war hier unten alles asiatisch angehaucht. Auch die junge Dame, die sie herzlich willkommen hieß, hatte ihre Wurzeln ganz offensichtlich im Land der aufgehenden Sonne.

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