4. November 2015

"Teeparty: Eine ungewöhnliche Odyssee" von Irene Li Krauß

Was bewegt einen Banker, seinen gut bezahlten Job hinzuschmeißen, um mit seinem besten Kumpel ein florierendes Drogengeschäft unter dem Deckmäntelchen einer Teehandelsgesellschaft aufzubauen? Und wie reagiert seine Frau auf diesen plötzlichen Wandel, wo sie doch gerade ihr zweites Kind erwartet?

Mittvierziger Eddie O’Meany hat die Nase voll von seinem Posten auf der Bank. Als sein Freund Geoffrey MacGowan ihm vorschlägt, eine Teehandelsgesellschaft zu eröffnen, die nach dem Tupper-Party-Prinzip Tee vertreibt, sagt er spontan zu und kündigt seine Stelle. Seine Frau Sarah, in der dreizehnten Woche mit dem zweiten Kind schwanger, ist zunächst entsetzt. Und das ist nicht die einzige Katastrophe, die sich in Sarahs Leben ereignet: Als sie am Bahnhof steht, um dem angekündigten Besuch ihrer geliebten Eltern entgegenzusehen, steigt ihre Mutter Monique alleine aus dem Zug. Sie ist verheult und völlig aufgelöst – und in der Hand hat sie einen großen Koffer!

Die Teepartys laufen überraschend gut. Um den ohnehin guten Verdienst noch zu steigern, bringt Geoffrey ein mit speziellen Zusätzen versehenes Schokoladengetränk in Umlauf. Doch man muss nicht lange warten, bis die Sache auffliegt. Miss Rutherford, die 84-jährige Nachbarin und Freundin der O’Meanys, erfährt, dass die Polizei Eddie und Geoffrey wegen dieses Schokoladengetränks bereits im Visier hat. Sie warnt die Freunde, die überstürzt mit Kind und Kegel und dem dicken Labrador Tyson das Land verlassen. Inspektor Watts ist ihnen aber schon auf der Spur. Der alternde Polizeichef wittert seine letzte Chance auf einen großen Fall und jagt die Freunde quer durch Europa …

Gleich lesen: Teeparty: Eine ungewöhnliche Odyssee

Leseprobe:
Sarah O’Meany war in der dreizehnten Schwangerschaftswoche, als ihr Mann Eddie ihr überraschend eröffnete, dass er seinen gut bezahlten Job bei der NatWest-Bank hingeschmissen habe, um mit seinem Freund Geoffrey zukünftig Tee zu verkaufen.
Selbstverständlich war sie geschockt. Wer wäre das nicht gewesen, zumal in anderen Umständen, wo man sicherlich anderes erwartet hätte als die Infragestellung gesicherter Verhältnisse. Was die junge Frau aber wirklich überraschte war weniger, dass ihr Mann den Job schmiss, sondern vielmehr der Grund oder besser: der Auslöser, der ihn dazu veranlasst hatte. Denn sollte es um jenen Geoffrey gehen, an den sie spontan dachte, so war ihre Skepsis mehr als gerechtfertigt.
„Ist das der Geoffrey, den ich auch kenne?“, fragte Sarah. Eddie schluckte und lockerte seinen Hemdkragen.
„Nun ja, Liebling, sicher. Mehr oder weniger …“
Ein kurzer Augenblick unbehaglichen Schweigens entstand. Sarah sah ihren Mann an und wartete auf weitere Erklärungen. Doch es folgten keine.
„Was meinst du mit mehr oder weniger?“, fragte sie schließlich. Beunruhigt nahm sie zur Kenntnis, dass sich eine leise Hysterie in ihre Stimme schlich. Sie war seit jeher ein ruhiger, wenn auch sensibler Mensch. Unter dem massiven Einfluss eines Heeres an Schwangerschaftshormonen sah sie sich einem abrupten Wechsel der Stimmungen aber mehr denn je schutzlos ausgeliefert. Sie zwang sich zur Ruhe, atmete tief durch und wartete mit gerunzelter Stirn auf eine Antwort.
„Nun ja, mehr oder weniger, … hm, damit meine ich, du kennst ihn mehr oder weniger …“ Eddies Blick irrte suchend durch die Küche, als könne er im Stapel benutzten Abendbrot-Geschirrs oder im Gewirr der Kühlschranknotizen eine Erklärung finden. Sarah beobachtete ihn rätselnd. Sein Stottern wirkte Verdacht erregend. Er räusperte sich verlegen und fuhr fort:
„Also, du kennst ihn, nicht wahr? Aber du kennst nicht alles an ihm, richtig? Ich meine, du weißt doch gar nicht, wie er mit, äh, sagen wir, mit dreizehn war, richtig?“
„Mit dreizehn?“ Irritiert blinzelte sie. “Wieso sollte ich wissen, wie er mit dreizehn war? Wie war er denn mit dreizehn?“
„Es ist doch nur ein Beispiel, Liebling. Also, wie gesagt, ich traf Geoff, und er hatte da eine wirklich gute Idee …“
Für einen Moment verschlug es Sarah die Sprache. Doch, sie kannte Geoffrey. Er war ein Charmeur, besaß ein gewinnendes Lächeln und die Zuverlässigkeit eines Windhundes. Seine Vita war geprägt, nein, durchzogen, nein, dominiert von sprunghaften Etappen einer undurchschaubaren Karriere. Sarah war es stets schleierhaft geblieben, wovon dieser Mann lebte. Zurzeit arbeitete er ihres Wissens nach halbtags als Friedhofsgärtner, führte sich aber auf wie der große Lebemann – fuhr einen Sportwagen und vergeudete sein Geld beim Glücksspiel oder bei Pferdewetten. Sicher, er war alleinstehend und somit niemandem, nur sich selbst gegenüber verantwortlich. Da hatte er Freiheiten, die einem verheirateten Familienvater wie Eddie fernliegen sollten. Er war ihr nicht vollkommen unsympathisch. Trotzdem es gab Freunde ihres Gatten, die sie ihm gegenüber durchaus bevorzugt hätte, zumal, was etwaige geschäftliche Verbindungen anbelangte. Sie seufzte leise.
„Geoff versteht unter einer guten Idee nicht zwangsläufig das Gleiche, was ich unter einer guten Idee verstehen würde“, gab sie zu bedenken.

Zu Beginn war Sarah O’Meany nicht gerade begeistert gewesen von dem Gedanken, nach Wales zu ziehen, als ihr Mann vor rund einem Jahr von seiner neuen Stelle bei der NatWest berichtet hatte. Auch er war anfangs nicht gerade enthusiastisch, denn die NatWest war nicht sein berufliches Ziel gewesen. Doch ein Headhunter hatte ihn erfolgreich abgeworben. Und ein wenig mehr Einkommen konnte seiner jungen Familie kaum schaden. Alles, was Sarah zunächst gedacht hatte, war: warum Wales – diese gottverlassene Provinz? Sie hatte sich als nächstes Ziel eher London oder Edinburgh vorgestellt. Aber Wales? Und dann nicht einmal in eine der größeren Städte! Nein, ausgerechnet Aberystwyth, dieses kleine Kaff an der Küste.
Nachdem sie umgezogen waren, wurde sie jedoch positiv überrascht. Sie war beeindruckt von der wilden Schönheit der Natur, vom angenehmen Seeklima und von der etwas rauen Herzlichkeit der Waliser. Das kleine Seestädtchen zeigte sich moderner, als sie vermutet hatte. Die vielen Fachbereiche der „Aber“, der altehrwürdigen Universität, vor allem solch renommierte wie Informatik und internationale Politik, lockten zahlreiche Studenten aus dem In- und Ausland an, und die jungen Leute verliehen dem Ort ein internationales Flair.

Im Kindle-Shop: Teeparty: Eine ungewöhnliche Odyssee

Mehr über und von Irene Li Krauß auf ihrer Website.

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