17. Oktober 2014

"Das Geheimnis von Sunderley" von Isa Piccola

Sommer 2011: Eine junge Frau entdeckt während ihres Urlaubs in England ein geheimnisvolles Porträt, das ihr selbst unheimlich ähnlich sieht. Sie beschließt, dem Mysterium auf den Grund zu gehen und entdeckt dabei die Geschichte einer Familie aus dem 19. Jahrhundert - und nicht zuletzt auch ganz neue Seiten ihrer eigenen Familie.

1860: Die nicht mehr ganz junge Elizabeth Devane heiratet aus der Not der Situation heraus einen reichen Mann, den sie nicht liebt. Doch während der Ehe entdeckt sie nicht nur die grausamen Seiten ihres deutlich älteren Mannes Edward. Sie stößt auch auf einige Geheimnisse dieses Familienclans, der mit dem ihren eigentlich seit Jahrhunderten verfeindet ist. Worauf beruht diese Fehde? Und warum hat Edward vor Jahrzehnten seinen kleinen Sohn als Säugling ausgesetzt? Die Wahrheit, auf die sie hier stößt, ist schrecklicher als vermutet - und geeignet, ihre wirkliche Liebe zu diesem ausgesetzten Sohn zu zerstören.

Gleich lesen: Das Geheimnis von Sunderley

Leseprobe:
Unglücklicherweise kam eines Abends ein nicht erwarteter Umstand dazwischen, der mich etwas aus der Bahn werfen sollte. Aber nur zeitweilig. Letztendlich blieb ich Sieger. […]
Ich bemerkte sofort, daß ich nicht allein im Raum war. Das Fenster stand weit offen und die Vorhänge waren aufgezogen. Wenn der Eindringling gewollt hätte, daß ich nichts von seiner Anwesenheit wußte, hätte er diesen Umstand sicher vermieden. So aber wußte ich, wer es war.
„François! Du hast lange gebraucht, um mich zu finden.“
Der Angesprochene trat aus dem Dunkel neben dem Fenster in den hellen Mondschein, so daß ich seine Silhouette sehen konnte. Trocken erwiderte er:
„Aber ich habe dich gefunden. Zugegeben, es hat länger gedauert, aber was soll man tun, wenn man nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel zur schnellen Fortbewegung verfügt…“
Ich haßte den süffisanten Unterton, den er in seine Worte legte. Plötzlich fragte ich mich, wie dieser Mann je mein Freund gewesen sein konnte. Sein versteckter Sarkasmus hatte mich schon immer gestört. Manchmal hatte ich den Eindruck, daß er mir mit jedem Wort seine überragende Intelligenz zeigen wollte. Ich war schließlich nur ein einfacher Bürgerlicher, während in ihm, obwohl er nie über seine Herkunft gesprochen hatte, jede Faser den alten englischen Adel widerzuspiegeln schien… Zumindest hatte er sich in Paris so benommen. Und nun spielte er hier den Mittellosen, obwohl er sicher über mehr Geld verfügte, als ich in meinem ganzen Leben je durch Arbeit verdienen könnte. Ich beschloß, es kurz und bündig anzugehen.
„Was willst du?“
Er trat einen Schritt auf mich zu.
„Du weißt es. Gib mir das Rezept für das Gegengift.“
Ich lächelte in die Dunkelheit hinein. Das gefiel mir.
„Ah, der kluge Gelehrte hat es also nicht herausfinden können und kommt nun zu seinem minderbemittelten ehemaligen Freund, um ihn um Hilfe zu bitten… Was zahlst du denn dafür?“
Mit einem weiteren raschen Schritt war er bei mir und stellte sich dicht vor mich hin.
„Du weißt genau, daß ich dich an die Behörden übergeben könnte - wegen versuchten Mordes. Also lassen wir die Spielchen. Gib mir das Rezept, und ich bin wieder fort und lasse dich in Ruhe.“
Er hatte ganz recht – es war ein Spiel, und zwar ein ungemein amüsantes. Und diesmal hatte ich endlich einmal alle Trümpfe in der Hand. Ich schob ihn von mir weg.
„François, mein Freund, nicht so hastig. Erstens hast du nichts gegen mich in der Hand. Absolut gar nichts. Und zweitens wird es dir nicht entgangen sein, daß die Polizei nach dir sucht, daß sie also dich viel eher als mich verhaften würden – schließlich bist du für all die bösen, bösen Anschläge auf den armen Mr LeFroy verantwortlich.“
Ich ließ meine Worte wirken. Er gab noch nicht auf.
„Du weißt genau, daß ich das nicht getan habe. Im Zweifel stünde deine Aussage gegen meine.“
Sein plötzliches Schweigen verriet mir, daß ihm genau der Gedanke gekommen war, den ich jetzt aussprach:
„Und was meinst du, wem die Polizei mehr glauben wird?“ Touché. Er wußte nichts zu erwidern. Genüßlich fuhr ich fort: „Nun, mein Freund, du siehst sicher ein, daß es nicht an dir ist, hier irgendwelche Forderungen zu stellen.“
Er stand unbeweglich da, aber ich fühlte, wie seine Augen mich im Dunkeln verfolgten, als ich zur Bar ging und mir einen Cognac eingoß. Ich genoß meinen Triumph in vollen Zügen.
„Auch einen?“
Plötzlich stand er neben mir und schlug mir das Glas aus der Hand. Ich hatte seine Geduld bis aufs Messer gereizt. Wenn er doch nur nicht immer so aufbrausend wäre! Das hatte mir schon in Paris mißfallen. Genau wie Edward LeFroy war er mit einer Nichtigkeit aus der Fasson zu bringen. Hart umfaßte er mein Handgelenk und zischte mir zu:
„Armand, ich warne dich: reize mich nicht noch weiter. Zur Not lasse ich mich wirklich verhaften, wenn ich dadurch an das Rezept gelange. Du weißt, daß Mr Devane ein unschuldiges Opfer deiner Ränke geworden ist, und du bist es ihm verdammt noch einmal schuldig, daß er seine Sehkraft wiedererlangt. Und du weißt, daß dafür nicht mehr viel Zeit ist.“
Allerdings wußte ich das. Es war Zeit, meine Forderung zu stellen.
„Gut, mein Freund. Ich gebe dir das Rezept.
Aber nur unter einer Bedingung.“

Im Kindle-Shop: Das Geheimnis von Sunderley

Mehr über und von Isa Piccola auf ihrer Facebook-Seite zum Buch.

Labels: , , ,

1 Kommentare:

Am/um 17. Oktober 2014 um 19:03 , Anonymous Anonym meinte...

"Das Geheimnis von Sunderley" ist ein packender Roman über mehrere Jahrhunderte, der eine seltene Erzählform nutzt und das Geschehen von verschiedenen Perspektiven schildert. Immer wieder konnte man sich in alle Figuren der Handlung einfühlen und die Geschichte so ganz anders wahrnehmen. Viele Geheimnisse und Mysterien haben mich gefesselt und ließen bis zum Ende nicht los... auch nach dem Lesen des Romans bleiben viele Fragen offen, doch zum Glück kann man auf die Auflösung im 2. Band hoffen!
Endlich werden die Geschehnisse aus dem 19. Jahrhundert realitätsnah geschildert und nicht die perfekte Frau, die fehlerlos durch ihr Leben geht, steht im Mittelpunkt, - sondern viel mehr vielschichtige Menschen, die keinen Idealen entsprechen. Ich wünschte es gebe mehr von diesen Romanen!

Empfehlen kann ich das Buch von Isa Piccola allen Altersgruppen, nicht nur denen, die Historische Romane mögen - NEIN - denn auch eine aktuelle Zeitebene spielt eine Rolle und macht neugierig!
Das Geld für das EBook lohnt sich auf jeden Fall und wer noch auf gedruckte Bücher steht, kann auch dieses bei amazon.de bestellen.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite