12. Februar 2014

'Nicht von gestern' von Ingrid Glomp

Eine Krimikomödie. Während sie schlief, wurden ihre Kinder erwachsen. Sie jedoch leider nicht.

Carola Giovane erwacht nach 15 Jahren aus dem Koma und muss sich in ihrer Familie, einem veränderten Deutschland und in dem Körper einer Frau Anfang 40 einleben. Doch damit nicht genug. Denn Mitpatientin Vanessa gerät in die Klemme, und um ihr zu helfen, muss die umtriebige Carola einen Mord aufklären.

„Während du schliefst“, so lautet der Titel eines bekannten Films mit Sandra Bullock. Was aber, wenn jemand länger „schläft“ und erst nach 15 Jahren in einer völlig veränderten Welt wieder aufwacht? Die Kinder (beinah) erwachsen und alles kostet nur noch die Hälfte – na ja, fast. Jennifer Garner wurde in ihrem Film „30 über Nacht“. Wie muss sich da die ausgeflippte Carola Giovane fühlen, als sie aus dem Koma erwacht und plötzlich 42 Jahre alt ist? Die Antwort gibt dieser Kurzroman.

Gleich lesen: "Nicht von gestern: Krimikomödie" von Ingrid Glomp

Leseprobe:
Eine Klinik in einer Stadt irgendwo im Ruhrgebiet.
In einem der Krankenzimmer fragt eine Frauenstimme: „Fertig?“
Eine Hand mit Handy schiebt sich ins Bild.
„Und jetzt sag Ameisenscheiße.“
KLICK. Auf dem Display des Handys erscheinen: Carola strahlend, Vanessa zaghaft lächelnd. Ein wenig wie das berühmte Polaroid-Foto von Thelma und Louise. Vanessa van Alt ist etwa über 20, trägt eine altmodische Brille und sitzt im Rollstuhl.
Carola Giovane (Anfang 40) ist sehr jugendlich gestylt und steht hinter dem Rollstuhl. Sie steckt das Handy in die Tasche, umfasst die Handgriffe des Rollstuhls und schiebt ihn zur Tür. Dabei ruft sie: „Ladies and Gentlemen, fasten your seatbelts.“
Sie öffnet die Tür des Krankenzimmers und los geht‘s im Laufschritt.
Im Flur treffen sie auf Dr. Raimund Berger, einen jungen, gutaussehenden, dynamischen Arzt.
„Hallo, Dr. Berger“, ruft Carola. „Alles im Lot auf dem Boot? Heute schon Leben gerettet?“
Sie umkreist ihn mit dem Rollstuhl.
Vanessa, die aussieht, als ob ihr gleich übel wird, flüstert: „Guten Tag.“
„Sieh an, unsere beiden Prominenten“, sagt Berger, als er sich von dem ungewohnten Anblick erholt hat. „Was haben Sie denn heute vor?“
„Och, nichts Besonderes“, sagt Carola, während sie Vanessas Rollstuhl vor- und zurückbewegt wie einen Kinderwagen mit einem gerade einschlafenden Baby.
„Wie schön“, sagt Berger geistesabwesend.
„Oder gibt‘s noch jemanden zu erwecken?“, will Carola wissen.
Aber Berger ist schon weitergeeilt. Versonnen blickt Carola ihm nach.
„Wow, wenn Kevin Costner ‘ne 10 ist, ist der mindestens ‘ne 9,5.“
Der Pfleger Jens Held, Mitte bis Ende 20, groß und schlaksig, kommt den Flur entlang, entdeckt die beiden Frauen und gesellt sich zu ihnen.
„Frau van Alt, geht es Ihnen besser?“, fragt er und beugt sich zu Vanessa hinunter. Dann schaut er Carola streng an und sagt: „Frau Giovane, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ...“
Doch Carola unterbricht ihn: „Vanessa, Caro. Seien Sie nicht so förmlich, Jens.“
Und dann schiebt sie den Rollstuhl an, denn sie hat ein neues Ziel ins Auge gefasst. Der Pfleger blickt ihnen nach, teils besorgt, teils verärgert.
„Ist das dahinten nicht dein Bruder?“, fragt Carola Vanessa und ruft dann: „Hallo-oo, Herr van A-aalt.“
Sie winkt mit der Rechten und der Rollstuhl kippt bedenklich zur Seite.
„Hoppla.“ Schnell umfasst Carola den zweiten Griff wieder und stabilisiert den Rollstuhl, während Vanessa etwas blass um die Nase wird und sich an den Armlehnen festklammert.
Inzwischen ist Roger van Alt aus ihrem Blickfeld entschwunden.
„Weg isser. Na, egal”, sagt Carola und zuckt die Achseln. „Wo möchtest du jetzt hin?“
Von der Decke hängen Schilder mit Aufschriften wie „Orthopädie“ und „Spezialambulanzen“. Schwungvoll biegt Carola um eine Ecke. Eine Tür auf der linken Seite mit dem Schild „Schlaf-EEG“ steht ein wenig offen.
„Schlaf-EEG“, murmelt Vanessa. „Was bedeutet das wohl?“
„Schauen wir doch nach“, schlägt Carola vor und klopft. Die Tür öffnet sich noch ein Stück weiter.
„Also ich weiß nicht“, meint Vanessa.
Nachdem niemand antwortet, beschließt Carola zu handeln. Sie stößt die Tür auf.
„Ta-daa“, ruft sie und hält die Tür einladend geöffnet.
Im Inneren des Raums befinden sich mehrere Betten, jeweils mit Messapparaturen und Computern.
„Keiner da“, sagt Carola. „Entspann dich.“
Vanessa will Carola etwas mitteilen, doch ihre Stimme versagt. Stumm deutet sie nach rechts.
Auf dem Boden vor einem Bett liegt ein zerbrochener PC-Monitor und daneben, auf dem Bauch, ein Mann mittleren Alters.
„Oh, äh. Entschuldigung“, stammelt Carola verblüfft. „Suchen Sie was?“
Während Vanessa hervorstößt: „Der schöne Monitor.“
Carola schiebt den Rollstuhl näher an den am Boden Liegenden heran. Erst da erkennen sie eine blutige Wunde an der von ihnen abgewandten Seite des Kopfes.
„Ach du heiliges Kanonenrohr“, entfährt es Vanessa. „Das ist Herr Soll.“

"Nicht von gestern" im Kindle-Shop

Mehr über und von Ingrid Glomp auf ihrer Website.

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