10. April 2013

'Eine Welt in Scherben (Gefangen im Reich der Träume 1)' von Marc Cuny

Der erste Band einer Fantasy-Saga. In einer Welt, in der sich die Sterblichen gegen die Götter erhoben und sie ausgelöscht haben, in der die Wirklichkeit Stück für Stück zerfällt und alles dem Chaos entgegentreibt, während gar die Seelen der Völker selbst in viele Bruchstücke zersplittert sind, kämpft sich der Zwergenkrieger Darnak unter dem Banner der Dämonenjäger von Schlachtfeld zu Schlachtfeld.

Sein Ziel ist klar: Überleben. So lange wie möglich. Als er sich dann eines Tages jedoch in die Elbin Yarella verliebt, gerät sein einfaches Weltbild ins Wanken. Und während der Zwerg im Strudel der Ereignisse mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert wird, die er im Blut der Schlachten zu ertränken suchte, muss er sich einer zentralen Frage stellen: Was ist es, das eine Seele ausmacht?

Gefühle. Sie sind die Kraft, die uns treibt, die Stütze, die uns stark macht oder aber auch der Fluch, der uns verzagen lässt. Was wäre jedoch, wenn Gefühle mehr wären als das? Nicht nur ein Drang oder eine Empfindung, sondern tatsächlich Wesen von körperlicher Gestalt? Wesen, mit denen man sprechen könnte. Lachen und weinen könnte. Die man berühren könnte. Oder töten ...

Gleich lesen: Eine Welt in Scherben (Gefangen im Reich der Träume 1)

Leseprobe:
... Unzählige Kriege wurden auf ihr ausgetragen. Tyrannen zogen in flammenden Feldzügen über sie hinweg, Bündnisse wurden in ihren ehemals grünen Hainen geschlossen, ihre windumtosten Berge wurden Zeugen von unerschütterlicher Treue und schändlichem Verrat zugleich. Dies ist sie. Unsere Heimat, die Insel, welche schon so viele Jahre oder Weltalter, wie die menschlichen Besucher von früher zu sagen pflegten, im unendlichen Ozean treibt. Nun kommt sie zwar karg und tot daher, doch einst, vor langer Zeit, war sie blühend und schön. Ihre Erde war es, die uns, den Gefühlen, das Leben schenkte. Sie unterteilte uns in drei Völker, nämlich in jenes der Zwerge, Orks und natürlich der mächtigen Trolle. Alle zusammen formen wir seit jeher die Einheit dieses Reiches. Als die Kinder des Landes. Einst gab es viele Clans unter den drei Völkern, denn unsere Insel ist gross und so haben sich die Bewohner in den unterschiedlichen Regionen zu kleinen Gemeinschaften zusammengeschlossen. Die meisten Clans sind längst ausgelöscht, einige haben jedoch bis heute überdauert.
Neben uns Gefühlen gibt es noch andere Bewohner, die Mächtigen, welche über uns und unsere gemeinsame Heimat wachen sollten. Sie waren einst ebenfalls viele, doch mancher unter ihnen hat sich von seiner ursprünglichen Rolle abgewandt, einige sind auch verbannt worden und wieder andere sind dem Ruf der Einsamkeit gefolgt und leben im Exil. Doch zwei von ihnen, die Wichtigsten, welche schon immer grossen Einfluss auf die Geschicke unserer Welt genommen haben, weilen noch heute unter uns. Es sind der Verstand und der König. Erst durch sie wird unser gemeinsames Reich vollständig. Die Gefühlswelt.
Die Geburtsstunde dieser Insel liegt schon weit zurück. Und obwohl die Vergangenheit zunehmend in Vergessenheit gerät, so hüten einige der Ältesten von uns Gefühlen noch die Bruchstücke der Geschichten, welche von dem früheren Glück künden. Mehr können wir nicht tun. Wir Alten haben zwar die Tage vor der grossen Abschottung miterlebt, aber die Ereignisse aus dem ersten Zeitalter dieser Welt hat niemand von uns mit eigenen Augen gesehen. Zu viele Jahre sind vergangen, zu viele Gefühlsgenerationen sind seither über die Erde des Landes gewandert und wieder zu Staub zerfallen. Damals, so lassen die alten Erzählungen verlauten, war vieles anders. Die Natur war nicht tot. Die Stimmen der Vögel schwiegen nicht. Denn in jener Ära war die Gefühlswelt noch im Gleichgewicht.
Das Land brachte seine Kinder hervor, gab den Ersten der Gefühle und dem Verstand, wie auch dem König selbst, Form und Geist. Sie lebten alle in Frieden und Eintracht unter den goldenen Hainen, jung und unerfahren, aber glücklich. Mit der Zeit lernten sie zu sprechen und erkannten, dass es außer ihnen auch noch weitere Völker gab, die auf anderen Inseln lebten und ebenfalls der Sprache mächtig waren. Sie traten mit ihnen in Kontakt, führten sie in ihr Land und besuchten ebenfalls andere Gefühlswelten.
Das Reich blühte auf, der König hatte zahlreiche Freundschaften mit den Herrschern fremder Länder geschlossen. Damals war die Insel ein Ort des Glücks und der Freude, die Sonne schien über grüne Wiesen und es war immer warm. Doch als zwölf Jahre seit Anbeginn der Welt vergangen waren, fiel zum ersten Mal der Schatten des Unheils auf das Land. Nicht alle Besucher waren unserem Reich wohlgesonnen, einige trachteten sogar danach, es zu zerstören. Sie kamen mit Waffen und überzogen das Eiland mit Krieg. Die Bewohner, die bis dahin ein friedliches Leben geführt hatten, konnten dem Ansturm nichts entgegensetzen, sie wurden aus ihren Siedlungen vertrieben, das Land verheert. Selbst der König und der Verstand, welche doch als Mächtige über das Reich wachten, vermochten den Feinden nicht zu widerstehen.
In der letzten Stunde, da die Schlacht verloren schien, trat der König den Anführern der gegnerischen Horden allein gegenüber und forderte sie zum Kampf. Er unterlag. Doch es kam unerwartete Hilfe. Seine Freunde, die er im Laufe all der Weltalter auf den anderen Inseln gewonnen hatte, hielten zu ihm und gemeinsam warfen sie den Feind zurück. Nun machten sich die Bewohner daran, das Zerstörte wieder aufzubauen. Mithilfe der befreundeten Herrscher aus den anderen Eilanden und ihren tröstenden Gefühlen konnte das Land geheilt werden. Aber die Niederlage und der Hass, mit dem die marodierenden Scharen über unser Volk gekommen waren, sollte allen auf ewig in Erinnerung bleiben. Die Gefühlsgeneration aus dieser Zeit wurde zum ersten Mal von einem Gespenst heimgesucht, das sie bis dahin noch nicht gekannt hatte. Angst. Wenn es diesen Barbaren so leicht gelungen war, das Land zu überrennen, konnte es leicht ein zweites Mal geschehen. Trotz den neu erwachten Ängsten blieb der Frieden im Reich wieder für eine Weile ungetrübt. In den folgenden Weltaltern legte sich jedoch ein neuer Schatten über den Glanz des Glücks. Unter dem König und seinen Gefährten, wie auch den Bewohnern ihrer jeweiligen Reiche, entbrannten zunehmend Streitigkeiten. Sie begannen, sich gegenseitig um die Dinge zu beneiden, welche sie jeweils selbst nicht besassen.
Kameradschaft wurde ersetzt durch Eifersucht. Hilfsbereitschaft dagegen durch das Verlangen, die anderen in den Schatten zu stellen. Und so hielten Unmut und Zwietracht Einzug zwischen den Gefährten, bis der einst so unerschütterliche Bund der Inselreiche schließlich zerbrach. Auch diese Tragödie hinterließ ihre Spuren bei den Bewohnern unseres Landes. Sie kamen zum Schluss, dass selbst Freunde zu Feinden werden konnten, und baten den Verstand um Hilfe. Ein Kriegstreiber wie er war, schlug er vor, zum Schutze des Reichs eine riesige Mauer rund um die Insel zu errichten. In ihrer Verzweiflung willigten die Gefühle ein und so begann der Verstand mit dem Bau der Befestigungen. Nun wurde jeder Fremde vorsichtig gemustert, bevor ihm erlaubt wurde, die Gefühlswelt zu betreten, die Bewohner der Insel bedachten jeden Besucher mit Argwohn und Misstrauen.
Und dennoch, obwohl jener Wall lange Zeit feindliche Eroberungsheere von unserem Land fernhielt, wehte der Wind des Krieges über die Wiesen des Reichs. Die folgenden Jahre über mussten nämlich sämtliche Gefühlsgenerationen im Auftrag fremder Herrscher, deren Macht so gross war, dass sie selbst dem König unserer Insel wie einem einfachen Leibeigenen Befehle erteilen konnten, immer wieder Schlachten in fernen Ländern schlagen. Doch die Bewohner scheuten den Kampf, das Geschrei und der Regen aus Blut, die Allgegenwärtigkeit des Todes, das alles erschütterte sie noch immer bis auf den Grund ihrer Seelen. So waren die Gefühle dem König und dem Verstand, der ihn als engster Berater unterstützte, keine große Hilfe. Mehr noch, ihre Angst lähmte sie nahezu vollkommen und machte sie eher zu einem Hindernis denn einer Unterstützung.
Seit der Niederlage gegen die Invasoren von einst hatte sich der Verstand aber unermüdlich in der Kampfkunst geübt. Und mit den Jahren waren sowohl sein Können wie auch seine Macht derart gewachsen, dass er auch alleine mit den anstürmenden Gegnerhorden fertig wurde. Das konnte allerdings nicht ewig so bleiben. Inzwischen hatte sich eine neue Macht in der Gefühlswelt erhoben. Die Liebe. Und dieser unwiderstehliche Zauber schlug die Landesbewohner in seinen Bann. Sie begannen, andere Wesen zu begehren. Weibliche Wesen. Auf den unzähligen Inseln des Ozeans wimmelte es nur so von ihnen.
Ihr Verlangen übertrug sich auf den König und so verspürte auch er zum ersten Mal das Feuer dieser unbeschreiblichen Sehnsucht. Doch die Mauer, die der Verstand um das Land gebaut hatte und die Scheu der Gefühle verhinderten, dass sie jemandem ihre Liebe gestanden. So blieb es viele Jahre lang. Die Bewohner verharrten, eingekerkert in einem Gefängnis, das sie sich selbst geschaffen hatten. Die Gefühle verlangte es allerdings weiterhin nach anderen Wesen und so bat der König, welcher sich dem Einfluss seiner Untertanen trotz seiner Angst vor der Liebe nicht entziehen konnte, einmal mehr den Verstand um Rat. Dieser beschloss, die Bewohner des Landes endlich zu fähigen Kriegern auszubilden, um sowohl ihre in seinen Augen schwächlichen Sehnsüchte auszumerzen, als auch um in zukünftigen Schlachten besser gerüstet zu sein.

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