14. August 2012

'Connors Licht - Begegnung der fünften Art' von Ava Felsenstein

Ein Science Fiction-Roman: Connor Lewis ist Einzelgänger. Vor Jahren schon hat er der hektischen Welt den Rücken gekehrt. Seitdem umgibt er sich mit einem Kokon aus alternativen Weltanschauungen und technischen Verrücktheiten. Eines Tages beschließt er, ein folgenreiches Experiment zu wagen. Eines, welches selbst er, der Phantast, der Weltfremde, bislang als höchst unrealistisch und undurchführbar abgetan hat.

Doch hier in der Einöde beginnt er, unbeobachtet von der restlichen Welt, seinen Plan zu verwirklichen: mittels simpler, irdischer Technik Kontakt zu den Außerirdischen aufzunehmen ...

Gleich lesen: Connors Licht - Begegnung der fünften Art

Leseprobe:
Der sanft und unregelmäßig wabernde Lichtkonus, der aus seiner Käfer-Perspektive um einiges schwächer wirkt, als Connor ihn von der fernen Hügelkette aus sah, zeigt stoisch in den sommerlichen Nachthimmel. Die Sendezeit ist zur Hälfte abgelaufen, als etwas geschieht, das er sich in der ersten Sekunde noch fast reflexartig und in üblich logischer Manier eines technisch versierten Fachmannes zu erklären versucht - die Farbe des Lichtfingers verändert sich beinahe blitzartig. Aus dem gewohnten Weiß mit zartem Blauschlag wird ein Strahlen mit zart grünlichem Ton - doch jäh wird er in diesem viel zu kurzen Gedankengang unterbrochen.

In seinem Geist zuckt es nur einmal auf -

SIE SIND DA!

Keine ihm bekannte Macht der Welt wäre in der Lage, die Wellenlänge des Lichts, ausgesandt von einem hocherhitzten, ionisierten Gas, derart aus der Ferne zu beeinflussen. Dafür gäbe es nur wenige Erklärungen. Entweder die elementaren Eigenschaften des Gases hätten sich urplötzlich geändert, seine Psyche litte unter der Anwesenheit eines außergewöhnlichen Umstandes oder das Licht selbst erführe, wenn auch vielleicht nur in einem räumlich sehr begrenzten Umfang, eine minimale Rotverschiebung. Änderte sich um ihn herum gar die Zeit, der Raum? Eher scheinen doch wohl beide anderen Annahmen der Realität und Wahrscheinlichkeit näher zu sein?! - Weiter kommen Connors Gedanken nicht. Aus den Augenwinkeln nimmt er eine Bewegung wahr. Sehr schnell, lautlos. Er richtet seinen Blick dahin, wo er die Ursache der Erscheinung vermutet - und stutzt.

Die Sterne sind verschwunden!

Das gesamte, schimmernde Dunkelblau der Nacht ist einem tiefen Schwarz gewichen. Nur allmählich bemerkt er, dass dies nur für einen begrenzten - wenn auch gewaltigen - Ausschnitt des Firmaments zutrifft. Ein Stück rechts davon zeichnet sich, eine Handbreit über dem Horizont aus Hügelkette und Baumwipfeln, eine akkurat gezogene Linie ab. Diese läuft so weit um, dass er sie aus seiner Position und durch seine schmalen Sichtschlitze nicht vollends verfolgen kann. Eines aber ist ihm schlagartig klar; die Sterne haben ihren Platz nicht verlassen, sie werden verdeckt. Und dieses Schwarz über ihm; ein unvorstellbar gewaltiges Objekt! Keine zittrige Lichtkugel, wie er sie auf unzähligen Aufnahmen schon gesehen hat. Nein, hier befindet sich ein gigantisches Ding im Luftraum. Eine enorme, dunkle Erscheinung; keine Spur von blinkenden Lichtern, keine knallige Korona wie in all den billigen, computergenerierten Filmchen.

Ein unglaublich eindrucksvoller, offensichtlich schwebender Gegenstand, der wenigstens die Größe einer mittleren Ortschaft haben mochte, bestimmt die Szene. Nur Teile seiner Fläche vermag Connor zu sehen, aber diese erstrecken sich bis weit ins Land hinein, fern seiner Äcker. Und, wie er es schon in so vielen Zeugenaussagen gelesen hat, es ist wahr. Kein einziges Geräusch ist zu vernehmen! Was mochte das wohl für eine Kraft sein, die dieses monströse Etwas in der Luft hält und dies alles ohne jegliches hörbare Ereignis? Noch erstaunlicher, müsste er nicht irgendetwas von dieser Kraft spüren? Erzeugt ein derartiger 'Auftrieb' nicht auch eine entsprechende Kraft, die entgegengesetzt gerichtet ist? Müsste er hier unten nicht am Boden kleben, gar zerquetscht werden? Nein, diese Physik scheint völlig entfesselt zu sein, sich nicht an bekannte Gesetze zu halten. Wenn, dann wohl nur an jene, die sich der menschlichen Neugier bislang noch entziehen konnten.

‚Wie hat sich das Ding... hier bloß so schnell anschleichen können? Ich hab doch nicht das Geringste gehört...?!‘, kriecht es wie in Zeitlupe durch seine Gedanken.

Seit sich das Licht der Emittoren überraschend eine Nuance in der Farbe geändert hat, sind nur wenige Sekunden vergangen. Inzwischen fluten reflexartig Substanzen durch Connors Blutkreislauf, welche Geist und Körper den ungeheuerlichen Umständen anzupassen versuchen. Wohl deshalb machen - neben den Gedankenblitzen in seinem Kopf - nun ganz andere, sehr irdische Reaktionen auf sich aufmerksam. Beinahe schlagartig wird ihm übel. Er muss sich zwar nicht übergeben, spürt aber eine gewaltige Hand, die seine Innereien umkrallt - er hat fürchterliche Angst! Für nichts in seinem Leben hatte er je eine derartig brachiale, namenlose Empfindung entwickelt, wie für das, was dort am Himmel steht. Es scheint die Passivität selbst zu sein, dennoch hält sich Connor beide Hände mit aller Kraft vor den Mund. Seine Furcht, er könne sich nicht beherrschen, losschreien, womöglich jemanden auf seinen verborgenen, schützenden Standort aufmerksam machen, lässt jede Muskelfaser beben. Nie hätte er damit gerechnet, welche Wirkung solch ein Ereignis in ihm auslösen würde. Nichts von Willkommen auf der Erde! oder Peace, Brüder! - es ist einfach nur erschreckend!

Er wird sich mit einem Male der Dimension bewusst, die sein 'gemütliches, kleines Experiment' hat - er könnte draufgehen. Hier, halb im Boden versteckt! Niemand würde ihn in den nächsten Wochen finden. Selbst Will klopft bei ihm nur sporadisch per Funk an. Was, wenn SIE ihn fänden, ihn mit sich fortnähmen? Bislang war dieser Gedanke immer mit Abenteuerlust verbunden, mit Forschergeist; ‚Heh, Jungs, beamt mich hoch, besser als hier wird's wohl allemal sein. Bin bereit, klar doch.‘ - Nichts von all dem ist mehr übrig! Kein Gedanke an Ausflüge an Bord überlichtschneller, außerirdischer Raumschiffe. Nun heißt es einfach nur still halten. Warten, bis es vorüber ist und dann, wenn Körper und Geist noch dazu in der Lage sind, zurück in die Hütte. Sich verkriechen wie ein Wurm. Einfach nur Abstand. Jene Macht, die dieses Ding am Himmel repräsentiert, ist für ihn einfach unerträglich. Physisch schmerzhaft gar in seiner eindeutigen Überlegenheit! Dieser Koloss KANN einfach nichts sein, was auf irdischem Boden geschaffen wurde. Auch keine postulierte Zeitmaschine, keine Technologie, um zwischen Dimensionen zu reisen. Wozu müsste solch eine Vorrichtung DIESE Größe haben? Das, was er hier sieht, was beinahe den Himmel bedeckt, mag eher ein gigantisches Lager, Wohnstätte, ein Industriekomplex, in jedem Fall aber ein Raumschiff sein. Es würde wohl nicht nur einem Zweck dienen. Die alleinige Demonstration, dass sich etwas so Gewaltiges - lautlos - zwischen Himmel und Erde hält, beweist doch schon überdeutlich, dass hier eine andere Größenordnung an Verstand und Effizienz am Werk sein muss.

Connor zwingt sich entgegen aller Angst, die ihn beinahe lähmt und gegen das Unwohlsein, welches sich noch mit aller Macht durch seinen Magen frisst, weiter zu schauen, was über ihm geschieht. Nur mit Mühe kann er feststellen, dass sich das Objekt nicht bewegt, sich möglicherweise seit seinem Eintreffen nie bewegt hat. Es kam anscheinend sehr zielgerichtet und war in der Zeit eines Wimpernschlages da, wo es nun steht.

Im Kindle-Shop: Connors Licht - Begegnung der fünften Art

Mehr über den Autor Ava Felsenstein und seine Veröffentlichungen auf seiner Website.


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