16. Januar 2012

'Steinige Lebenswege' von Sigrid Wohlgemuth

Fünf Geschichten über fünf Frauen an Wendepunkten auf einem steinigen Lebensweg. Das Schicksal schlägt zu, das Leben verändert sich und jede (er)trägt es auf ihre Weise. Gibt es am Ende Hoffnung?

Lesermeinung: Sigrid Wohlgemuth gelingt es, Situationen und Schicksale in einfühlsame, komprimierte Szenen zu fügen, die noch lange im Leser nachklingen.

Gleich lesen: Steinige Lebenswege

Leseprobe aus "Sofias Baum"
„Die Katzenfrau!“, hörte Sofia die Nachbarn aus der Ferne rufen. Sie ließ sich davon nicht aufhalten. Sofias Schritte führten sie zu ihrem alten Freund, der vor sechsundachtzig Jahren, am Tag ihrer Geburt gepflanzt wurde.
„Mein armer Freund.“ Sanft streichelte sie ihm über die trockene Rinde.
„Hätten wir im Frühjahr mehr Regen gehabt und unser Brunnen wäre nicht ausgetrocknet, dann würde es dir nun besser gehen. Mir fehlt die Kraft das Wasser zu dir zu schleppen. Du musst durchhalten, jeden Tag kann sich das Wetter schlagartig ändern, dann kannst du deine Wurzeln vollsaugen.“ Obwohl sie täglich hoffte, dass bald der Himmel seine Pforten öffnete, so wartete Sofia seit Wochen vergebens. Die Hitze hatte das Land eingenommen, es gab immer weniger Regentage.
„Gib’ jetzt bloß nicht auf!“ Behutsam kniete sie und legte den Kopf auf seine Wurzeln. Die ihr gefolgte Katzenschar ließ sich im Gebüsch nieder.
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